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Wohlgeruch entlang von Straßen?

Ganz aktuell befasst sich der neue Naturerlebnis-Tipp aus der Natur-Schule Grund mit den Linden.

Die alte Dorflinde ist der Mittelpunkt des geselligen Lebens. In ihrem Schatten wird auf der Bank rund um den Stamm gesessen und der neuste Dorfklatsch verbreitet, hier wird getanzt und getrunken. Die Linde ist der Baum des Volkes. In sogenannten „Tanzlinden“ wurde der Tanzboden, zum Schutz des Baumes und der Tänzer versehen mit einem hölzernen Gerüst, direkt in das Geäst der Linde gebaut. Unter der Linde wurde Gericht gehalten, da man glaubte, unter diesem „heiligen“ Baum müsse die Wahrheit ans Licht kommen. Der Minnesänger Walther von der Vogelweide (etwa 1170 – 1230) gebraucht den Platz unter der Linde für andere Zwecke: „unter der linden, an der heide, da unser zweier bette was...“.



Linden werden etwa 30m hoch und können extrem alt werden, genannt werden Zahlen von über 1000 Jahren. Man sagt „Linden kommen 300 Jahre, stehen 300 Jahre und vergehen 300 Jahre“. Linden produzieren keine fäulnisresistenten Gerbstoffe und werden mit zunehmendem Alter daher häufig innen hohl. Der alternde Baum schiebt sogenannte Innenwurzeln in die Erde, mit deren Hilfe sich eine neue Krone bilden kann, während der alte Baum weiter abstirbt. Langlebigkeit entsteht so durch eine Art Verjüngungskur.



Lindenblätter haben das Aussehen eines leicht verschobenen Herzens. Sie blühen in schwach gelben, hängenden Doldentrauben, die einen intensiven, angenehmen Wohlgeruch verströmen. Dieser Duft soll die Bestäuber, hauptsächlich Honigbiene und Hummeln, anlocken. Lindenblütennektar enthält über 90% Zucker.

Bienen produzieren so Lindenblütenhonig, nicht zu verwechseln mit Lindenhonig, den die Bienen aus dem sogenannten „Honigtau“ herstellen. Honigtau ist die immer noch stark zuckerhaltige Flüssigkeit, die die Blattläuse ausscheiden, die auf den Blattoberseiten der Linden Pflanzensaft saugen. Er ist es auch, der unter Linden geparkte Autos mit hartnäckigen, klebrigen Flecken versieht.



Eine ausgewachsene Linde kann bis zu 60.000 Blüten haben. Jeder Blütenstand ist mit einem Tragblatt versehen, das zur Zeit der Fruchtreife als „Flugblatt“ dient und hilft, die Früchte mit Hilfe des Windes zu verbreiten (Anemochorie). Die Früchte gleiten in einer kreiselnden Bewegung, ähnlich wie Ahornsamen, zu Boden.

Das Holz der Linde dient Bildhauern, Schnitzern und Drechslern für ihre Arbeit. Die berühmte polnische Madonna von Tschenstochau ist auf Lindenholz gemalt. Auch Holzschuhe, Schüssel und Löffel wurden aus Lindenholz gefertigt.



Junge Lindenblätter eignen sich als Beigabe zu Salat oder Gemüse. Lindenblüten liefern ein zartes Aroma für Tee, Nachtisch oder süße Getränke.



Die Linde ist der Baum der Linderung und Heilung. Sie enthält Schleimstoffe, Gerbstoffe, ätherische Öle und Flavonoide. Lindenblütentee wirkt bei grippalen Infekten schweißtreibend, krampflösend, schleimlösend und lindert den Hustenreiz. Schweißtreibend, beruhigend und schlaffördernd wirken Lindenblüten auch als Badezusatz. Kohle aus Lindenholz bindet Giftstoffe und Magensäure und wird zur Zahnpflege empfohlen.



Unter einer blühenden Linde sollte man einmal innehalten, schnuppern und auch die Ohren spitzen, dann kann man den fleißigen Bienen und Hummeln bei der Arbeit zuhören.



Bis zum nächsten Naturerlebnis-Tipp!

Ihre / Eure Stefanie Barzen


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