Der lange Weg nach Wuppertal
Blume sucht andere Wege und informiert sich über Studiengänge, die auch ohne Abitur möglich sind. Sie recherchiert zu Gesundheitswissenschaften und forscht nach Studienbezeichnungen. Dabei stellt sie fest, dass ähnliche Studiengänge zum Teil unterschiedliche Bezeichnungen haben. „Mein Studiengang ‚Gesundheitsökonomie und -management‘ heißt zum Beispiel in Osnabrück ganz anders als hier, hat aber teilweise ähnliche Module. Man muss schon sehr genau nach den Inhalten der Studiengänge gucken.“
Sie sucht gezielt nach Studiengängen, in denen sie sich vielleicht auch Inhalte ihrer Ausbildung oder Berufserfahrung anrechnen lassen kann. „Sobald ich Universitäten gefunden hatte, an denen ich meine fachlichen Kenntnisse erweitern konnte, habe ich mir die Hochschulen im Hinblick auf ein Studium ohne Abitur genauer angesehen." Jede Uni handhabe das anders. So gäbe es zwar bundes- oder landesweit Richtlinien, aber zusätzlich auch hochschuleigene Richtlinien. Prinzipiell wäre Blume an jede Uni gegangen, die sie angenommen hätte, aber „am Ende war es nur die Uni in Wuppertal, die mir — hinsichtlich des Bewerbungsverfahrens und der Anforderungen — ein Studium ermöglichte“, berichtet sie. Sie benötigte schließlich auch keine zusätzlichen Praktika oder Empfehlungsschreiben.
Zwar sei der Weg durch die Bewerbung nicht so einfach gewesen, da es erst einmal herauszufinden galt, welche Kriterien von den Bewerber*innen erwartet wurden. Auch der BAföG-Antrag kostete einige Nerven. Für diesen musste sie die Zeiten zusammenstellen, die sie voll gearbeitet hatte. „Bei mir ging es letztlich um einen einzigen Tag, der darüber entscheiden sollte, ob ich die Förderung bekomme oder nicht. Das war wirklich haarscharf, sonst hätte das alles nicht funktioniert. Aber der Aufwand hat sich gelohnt.“
Auslandssemester vor Bachelorthesis
Nina Blume hat es letztlich geschafft. Sie ist eine von nur wenigen Studierenden, die im Fach Gesundheitsökonomie ohne Abitur zugelassen werden. „Meines Wissens nach werden zwei Prozent der Plätze für Berufsqualifizierte freigehalten. Pro Jahr werden ungefähr 50 bis 60 Erstsemester für meinen Studiengang angenommen. Dementsprechend sind dann immer nur ein oder zwei Plätze pro Jahr frei.“ Mittlerweile studiert sie im fünften Semester und wird im Sommer noch ein Auslandssemester absolvieren, bevor sie ihre Bachelorarbeit schreibt. „Es war eindeutig die richtige Entscheidung. Ich bin sehr glücklich damit, dass ich studieren darf. Ich würde es jederzeit sofort noch einmal wagen, auch wenn man seinen Vollzeitjob und damit die finanzielle Sicherheit aufgeben muss“, erklärt sie.
Auf die Frage, wo ihr Weg zukünftig hinführen soll, antwortet sie: „Ich würde mich gerne später selbständig machen und in die Beratung für betriebliches Gesundheitsmanagement gehen“, sagt sie selbstbewusst. „Man muss sich trauen, sich informieren und auch den Mut haben, aufs Ganze zu gehen.“ Zur Selbstständigkeit, bemerkt sie zum Schluss noch, „braucht man ja auch sehr viel Mut und am besten noch einen finanziellen Puffer. Aber das könnte ich mir richtig gut vorstellen.“
Uwe Blass
Nina Blume studiert Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement an der Bergischen Universität Wuppertal.