Leserbrief: Schluss mit dem Wachstumstumswahn!
Eine Rezession droht und wieder beschwören Ökonomen und Politiker das goldene Kalb des Kapitalismus: das Wirtschaftswachstum.
Sie alle kennen sich bestens aus in der Marktwirtschaft, doch kaum jemand erkennt die Grenzen des Systems und denkt darüber hinaus. Als wenn niemand rechnen gelernt hätte! Als wenn das System unabhängig von seinen Rahmenbedingungen funktionieren könnte! … Dabei ist es ganz einfach: Exponentielles (also zunehmend steigendes) Wachstum ist in einer begrenzten Welt auf Dauer unmöglich. Die Zinsen jedoch wachsen als rein rechnerisches Buchgeld exponentiell (Zinseszinseffekt) und zwingen uns somit zu dem aussichtslosen Versuch, irgendwie doch exponentielles Wachstum zu erreichen, um die steigenden Zinslasten weiterhin tragen zu können. Da das nicht funktionieren kann, klafft die Lücke zwischen Kapital- und Wirtschaftswachstumskurve immer mehr auseinander, mit zunehmend negativen Folgen: Woher soll das Geld für den wachstumsnotwendigen Konsum kommen, wenn die meisten Menschen immer weniger verdienen und die Schuldenlast immer größer wird? Woher soll das Geld für die Wirtschaft kommen, wenn die Superreichen und einige Banken mit ihrem immensen Kapital nur noch sinnlos „spielen und spekulieren“ und es dadurch nur noch für ihre Zwecke binden? Woher sollen die Energie und die Ressourcen für mehr Wachstum kommen, wo doch die Erde bereits bis an die Grenzen belastet ist? Wie sollen die Natur und das Weltklima die gigantischen Emissionen verkraften, die solch ein übersteigertes Wachstum unweigerlich verursacht, ohne unumkehrbar Schaden zu nehmen? Es ist an der Zeit, endlich die natürlichen Rahmenbedingungen für die Marktwirtschaft anzuerkennen und die gefährlichen Mechanismen von Zins und Wachstum durch neue, kompatiblere und nachhaltigere Spielregeln zu ersetzen!
Mit freundlichen Grüßen
Frank Baldus Scheidtstr. 108 42369 Wuppertal
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Erschienen am: 16.10.2008
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