Klärwerk Schwelm: Tag der offenen Tür am 17. August
In Schwelm wird seit 1908 Abwasser gereinigt.
Im Jahr 1907 errichtete die Stadt Schwelm im Bereich der ehemaligen Schnupftabaksmühle Teiche für die Abwasserreinigung. Im Jahr 1908 wurden diese Abwasserteiche an die Kanalisation angeschlossen und in Betrieb genommen. Die Kanalisation in der Stadt wurde in den folgenden Jahren weiter ausgebaut. Nach und Nach wurden immer mehr Stadtteile angeschlossen. Heute betreibt der Wupperverband an der Blücherstraße in Schwelm ein modernes Klärwerk. Von der ursprünglichen Kläranlage ist heutzutage nichts mehr zu sehen. Um den Bürgerinnen und Bürgern das Klärwerk einmal hautnah vorzustellen, lädt der Wupperverband anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Klärwerk Schwelm“ zu einem „Tag der offenen Tür“ am 17. August ein. Von 11.00 bis 17.00 Uhr können sie das Klärwerk besichtigen. Der Wupperverband wird sowohl Historisches aus der Geschichte des Klärwerks als auch Informationen zu seinem gesamten Aufgabenspektrum vorstellen. Auch für Unterhaltung wird gesorgt, z. B. mit Spielen und einem bunten Programm von Clown Ötti. Das Veranstaltungsprogramm zum „Tag der offenen Tür“ wird der Wupperverband im August veröffentlichen.
1906: vom Ausflugslokal zum Klärwerksgelände
Bevor das Klärwerk 1907 seinen Betrieb aufnahm, war das Schwelmer Abwasser aus dem bestehenden Kanalnetz entweder ungeklärt in den Schwelmebach geleitet oder zur Verrieselung auf Wiesen aufgebracht worden. 1903 verfügte der königliche Regierungspräsident zu Arnsberg nach einigen Beschwerden den Bau einer Kläranlage. 1906 erwarb die Stadt Schwelm das Areal des Ausflugslokals Schnupftabaksmühle. Wo sich rund 20 Jahre lang Ausflügler getummelt und Boote auf einem aus der Schwelme gespeisten Gondelteich ihre Runden gezogen hatten, entstand das Klärwerk. Die Anlage bestand damals aus einer mechanischen Reinigung mit Sandfang und mit vier Klärbecken.
Die Verantwortlichen hatten erkannt, dass das Abwasserproblem dringend gelöst werden musste. Die Verschmutzung der Flüsse und Bäche durch die Abwässer aus Haushalten und Gewerbe hatte gravierende Folgen, z. B. das Aussterben von Fischen und die Verbreitung von Krankheiten wie Typhus und Cholera. Die Nachbarstädte Barmen und Elberfeld hatten bereits 1906 das gemeinsame Klärwerk Buchenhofen in Betrieb genommen.
1943 übernahm der 1930 gegründete Wupperverband das Klärwerk in Schwelm. Nach Ende des zweiten Weltkriegs wurden zunächst Kriegsschäden repariert. Da die Anlage aber insgesamt veraltet war, plante der Verband den Neubau des Klärwerks.
Weiterentwicklung der Abwasserreinigung
Zwischen 1950 und 1952 wurde der erste Bauabschnitt der neuen Anlage fertig gestellt. Sie bestand damals aus einem Rechen, einem Sandfang, einem Regenklärbecken, zwei Vorklärbecken, einem Pumpenhaus und Schlammtrockenplätzen. Das Abwasser konnte in dieser Anlage lediglich mechanisch gereinigt werden, d. h. grobe Schmutzstoffe, z. B. Abfälle oder Sand, wurden entfernt. In zwei weiteren Bauphasen – von 1957 bis 1959 und von 1989 bis 1992 – wurde das Klärwerk erweitert, so dass das Abwasser mechanisch, biologisch und chemisch gereinigt wird. Nach dem dritten Bauabschnitt werden auch die im Abwasser gelösten Stoffe, z. B. Stickstoff und Phosphor, weitgehend entfernt. 1959 waren an das Klärwerk 28.000 Einwohner und zahlreiche Industriebetriebe angeschlossen. Heute hat die Anlage eine Ausbaugröße von 48.000 Einwohnerwerten (Einwohner und so genannte Einwohnergleichwerte aus Industrie und Gewerbe). Pro Sekunde kann das Klärwerk maximal 355 Liter Abwasser aufnehmen. Insgesamt werden jährlich rund 4 Mio. Kubikmeter Abwasser gereinigt. Dadurch dass Abwässer nicht mehr – wie in früheren Zeiten – ungeklärt in die Flüsse eingeleitet werden, hat sich die Wasserqualität der Gewässer, z. B. der Schwelme und der Wupper, erheblich verbessert. So wird auch ein Beitrag zum Schutz des Rheins und der Nordsee geleistet.
Fit für die Zukunft
Wie die übrigen 10 Klärwerke des Wupperverbandes wird auch das Klärwerk Schwelm ständig an die aktuellen Anforderungen angepasst. Im April 2008 hat der Wupperverband eine neue Schlammentwässerung offiziell in Betrieb genommen. Dabei handelt es sich um eine Weltneuheit: erstmals wird eine Hydraulikpresse aus der Saftproduktion im vollautomatischen Betrieb zur Klärschlammentwässerung genutzt.
Bis Herbst 2009 wird der Verband im Klärwerk Schwelm im Rahmen seines Programms „Kläranlagen Fit 2010“ u.a. das Blockheizkraftwerk und den Gasspeicher erneuern, die Faulbehälterbeschickung sanieren und die biologische Reinigungsstufe optimieren.
Wupperverband
Der Wupperverband wurde 1930 gegründet mit der Zielsetzung, die wasserwirtschaftlichen Aufgaben im 813 km² großen Einzugsgebiet der Wupper über kommunale Grenzen hinweg zu erfüllen. Für den Verband stehen als öffentlich-rechtliches Unternehmen nicht Gewinnorientierung, sondern der Schutz und die nachhaltige Sicherung der Ressource Wasser im Mittelpunkt sowie vertretbare Kosten und maximale Leistung für Mitglieder und BürgerInnen. Der Wupperverband betreibt 12 Talsperren, 11 Klärwerke, eine Schlammverbrennungsanlage und weitere Anlagen, z. B. Hochwasserrückhaltebecken und Regenbecken. Er unterhält insgesamt rund 2.300 Kilometer Flüsse und Bäche. Verbandsmitglieder sind Städte und Gemeinden, Kreise, Wasserversorgungsunternehmen, Industrie sowie Gewerbe im Wuppergebiet.
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Erschienen am: 23.07.2008
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