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20 Jahre Seniorenstudium

Es ist aus dem Spektrum der Bergischen Universität nicht mehr wegzudenken: Eine Erfolgsstory für Frauen und Männer, Lehrende und Lernende - und für die Region

 

Vor 20 Jahren wurde im damaligen Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Bergischen Universität das Seniorenstudium eingeführt. Es gab einen vorgegebenen Lehrplan, der natürlich auch Wahloptionen enthielt. Sogar eine Regelstudienzeit und eine bestimmte Anzahl von Leistungsnachweisen bis zum speziellen Abschlusszertifikat wurden vorgegeben. Im Unterschied zu den Ansätzen an anderen Hochschulen wurde mit dem neuen Seniorenstudium in Wuppertal auch eine fachliche Idee verbunden, nämlich eine sozialwissenschaftliche Grundbildung in Annäherung an ein ordentliches Soziologiestudium. In 20 Jahren hat sich einiges verändert, aber das Seniorenstudium ist aus dem Spektrum der Bergischen Universität nicht mehr wegzudenken: Eine Erfolgsstory also.

 

Das Seniorenstudium ist Ausdruck der demographischen Entwicklung. Damals wie heute gab und gibt es ältere Menschen mit unerfüllten Bildungsbedürfnissen und -wünschen. Darauf hat die Universität mit dem Seniorenstudium reagiert. Frauen, die aufgrund der Kriegs- und Nachkriegsentwicklung bildungsmäßig benachteiligt worden waren, sollten eine nachholende Bildungsmöglichkeit erhalten. Rektor Prof. Dr. Volker Ronge (Foto) erinnert sich: "Viele Frauen hatten einen Preis für das deutsche Politikdesaster gezahlt; das wollten wir mit dem Studienangebot ein wenig wiedergutmachen. Wir haben deshalb bewusst auf das Abitur als Voraussetzung verzichtet, denn auch dazu hat es bei diesen Menschen in Kriegs- und Nachkriegszeit oft nicht gereicht. Deshalb waren die ersten Studenten unseres Seniorenstudiums auch fast ausschließlich Frauen."

Das Seniorenstudium hat sich verändert, seine ursprünglich gesellschaftswissenschaftliche Profilierung wurde zugunsten anderer, der Nachfrage folgender Fächer aufgeweicht. Seit sieben Jahren ist das Seniorenstudium im Fachbereich Bildungs- und Sozialwissenschaften beheimatet. Dekan Prof. Dr. Andreas Schaarschuch (Foto): "Die Konstruktion eines zertifikatsbasierten Seniorenstudiums mit klarer Struktur schafft Balance zwischen den für die subjektiven Motivationen und Neigungen zentralen Freiräumen und den Anforderungen an ernsthafte Auseinandersetzung mit der Wissenschaft." Dies stelle eine Quelle des Erfolges dar. Eine andere sei die des Einsatzes des wissenschaftlichen Sekretariates für das Seniorenstudium, das Akzeptanz innerhalb der Universität verschaffe. Eine weitere Quelle seien die Lehrenden, die jenseits indikatorenträchtiger Verrechnung der Lehr- und Betreuungsleistungen die mit dem Studium erforderlichen Zeitressourcen aufbrächten, betont Prof. Scharschuch. Nicht zuletzt seien es die Seniorenstudenten selbst, die sich mit außerordentlichem Interesse und hohem  Engagement der Sache widmeten.

Das Seniorenstudium hat auch einen Stellenwert für die Verankerung der Universität in der Region und notwendige Unterstützung aus der Region. Prof. Schaarschuch: "In Zeiten  des Strukturwandels der Hochschule in Forschung und Lehre erscheint heute das Seniorenstudium mit seiner spezifischen, wenig reglementierten, gleichwohl leistungsbezogenen Struktur wie ein Relikt aus humboldtschen Tagen…"

In Evaluationsuntersuchungen befragte die Sozialwissenschaftlerin Dr. Felizitas Sagebiel (Foto) vom Wissenschaftlichen Sekretariat des Seniorenstudiums 1999 und 2005 alle eingeschriebenen Studierenden. Während 1999 von 124 auswertbaren Fragebogen 2/3 Frauen waren, sind es 2005 mehr Männer (40 Männer, 30 Frauen). 1999 wie 2005 haben die beteiligten Frauen eine niedrigere Schulbildung, sind zu 53 Prozent (1999) verheiratet, während der Prozentsatz bei den Männern mit 90 Prozent gleich geblieben ist.

Studienhindernisse sind geschlechtlich differenziert: Familiäre Belastungen halten Männer wie Frauen jetzt mehr als ehrenamtliche Tätigkeiten vom Studium ab (50 Prozent zu 26,3 Prozent bei Männern und 70 Prozent zu 36,7 Prozent bei Frauen). Schwierigkeiten mit dem Partner sind 2005 kein Studienhindernis mehr für Frauen, aber Freundinnen sind nach wie vor skeptisch (1999: 50 Prozent  gegenüber 2005: 27,5 Prozent ); ältere studierende Männer stoßen nicht auf Skepsis bei Freunden (und Freundinnen). Häusliche Belastungen haben sich 2005 subjektiv angeglichen; dennoch erledigen 90 Prozent  der Frauen im Vergleich zu 27 Prozent der Männer den überwiegenden Teil der Hausarbeit und sind zeitlich mehr z.B. durch Pflege naher Angehöriger in Anspruch genommen.

Frauen interessieren sich für die gleichen Fächer wie Männer: Geschichte, Politik, Philosophie, Soziologie und Recht; bei Frauen kommen Literaturwissenschaften und Theologie dazu. Studienprobleme werden 2005 in gleicher Weise von Frauen und Männern geschildert: Eigenständiges Arbeiten und das Anfertigen schriftlicher Arbeiten bereiten knapp der Hälfte Schwierigkeiten.

Auch die Studienauswirkungen haben sich verschoben. 1999 waren die Familienfrauen Hauptgewinnerinnen des Studiums. Interessant ist, dass Männer Veränderungen angeben, die traditionell Frauen zugeschrieben werden: Größere Aufgeschlossenheit (57,9 Prozent zu 42,9 Prozent der Frauen), gesteigertes psychisches und physisches Wohlbefinden (57,9 Prozent zu 42,9 Prozent der Frauen), größere Bewusstheit der eigenen Grenzen (55,3 Prozent zu 28,6 Prozent bei den Frauen), Verunsicherung in Bezug auf frühere Werte (18,4 Prozent zu 3,6 Prozent bei den Frauen). Frauen sind durch das Studium selbstbewusster (46,4 Prozent zu 28,9 Prozent der Männer) und selbstständiger (28,6 Prozent zu 5,3 Prozent bei Männern) geworden und sind sich ihrer Rolle als Frau bewusster. Dr. Felicitas Sagebiel (Foto): "Durch gemeinsames Lernen mit Jüngeren verbesserte sich die Einstellung gegenüber Jüngeren, und die Älteren können die Probleme der jungen besser verstehen."

Um dem Seniorenstudium eine Stimme zu geben, gründeten ältere Studierende 1992 den Verein zur Förderung des Studiums im Alter e.V. (vfsa). Gründungsvorsitzende war Karin van Sierenberg de Boer (bis 1996). Ihr folgten Marlis Hahne (1996 - 2000)  und Gerlinde Karow (seit 2000). Der Verein hat derzeit 75 Mitglieder (50 Frauen, 25 Männer). Sie kommen aus unterschiedlichsten Lebenshintergründen.

15 Jahre vfsa seien zwar kein "echtes Jubiläum", meinte Gerlinde Karow, aber Anlass, zum 20jährigen das vielfältige Engagement. Gerlinde Karow (Foto): "Der Verein zur Förderung des Studiums im Alter e.V. vertraut auf eine gesicherte Zukunft des Seniorenstudiums an der Bergischen Universität!"

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