Leserbrief zum Landesbauvorhaben in Ronsdorf
Verrat am Naturschutz - Kompensation so nicht!
Als freiberuflicher und unabhängiger Biologe, der verschiedene Naturschutz-Stiftungen berät, habe ich bei zwei Besuchen der Wuppertaler Natur-Ranger den Scharpenacken kennen und lieben gelernt. Bei einer Wanderung im Mai anlässlich des Landes-Bauvorhabens durfte ich mehr als 100 interessierten Bürgern die außergewöhnlichen Naturschönheiten des Gebietes näher bringen. Als gebürtiger Wuppertaler bin ich über die bisherige Entwicklung traurig und verfolge daher intensiv das bedenkliche Vorhabens von meiner Heimat Landau aus. Leider erfahre ich wieder einmal wenig Erfreuliches, denn die Äußerungen des Herrn Dr. Boomers von der Biologischen Station Mittlere Wupper haben mich als Fachkollegen zutiefst enttäuscht!
Sollte es wirklich stimmen, dass er vorgeschlagen hat, als Ausgleichsmaßnahme für die Vernichtung des ehemaligen Schießstandes Weidfeld zwei künstlich angelegte Biotope zu schaffen, so muss ich dieser Aussage als Biologe vehement widersprechen! Sowohl die Umsiedlung des Kammmolches, als auch die Anlage eines neuen Seggenriedes erfordert sehr viel Zeit und vor allem ... Glück! Niemand kann mit ausreichender Sicherheit vorhersagen, dass solche Versuche von Erfolg gekrönt sind. Ähnliche, mir bekannte Maßnahmen, sind leider in aller Regel gescheitert. Ausreichend Zeit (mindestens zehn Jahre) ist jedoch nicht vorhanden und die Erfolgsaussichten würden überdies durch die Nähe zu den neuen Gebäuden erheblich eingeschränkt.
Das bestehende Gelände ist der ruhigste Biotopkomplex des ganzen Freiraumes und in dieser Form unersetzbar! Der verhandelbaren "Machbarkeit der behördlichen Natur", die offensichtlich an manchem Schreibtisch selbst von Biologen unterschrieben wird, wird das wahre Leben der Natur draußen - wie man an vielen "Autobahnausgleichs-Aussterbetümpeln" jederorts beobachten kann, leider nicht gerecht... Die Überschätzung von "papiernernen" Maßnahmen ist ein großes Problem des Naturschutzes. Kompensation ja, wenn es nicht anders geht - aber so nicht! Allerdings sehe ich im "Fall Wuppertal" eine ganze Reihe alternativer Möglichkeiten, die ohne die Vernichtung der Biotopflächen auskämen.
Deshalb ist es mir vollkommen unverständlich, warum diese Varianten noch keiner ernsthaften Prüfung unterzogen wurden und stattdessen stereotyp auf der 30 ha-Gesamtlösung bestanden wird? Die Wuppertaler Bürger sollten hier viel skeptischer die laufenden Planungen begleiten und prüfen. Schließlich ist es ihre Heimat, die für ein umstrittenes Projekt aus subjektiven Gründen objektiv geopfert werden soll!
Frank Lehmann Zeppelinstraße 19a 76829 Landau FLehmannBIENE @ aol.com
Erschienen am: 15.11.2007
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