Rechenschaftsbericht des Rektorates 2005/2006
Die Hochschulleitung der Bergischen Universität hat vor dem Senat ihren Rechenschaftsbericht für die Amtszeit 2005/2006 abgegeben.
Die Hochschulleitung der Bergischen Universität hat vor dem Senat ihren Rechenschaftsbericht für die Amtszeit 2005/2006 abgegeben. Dieser Rückblick auf die Zeit vom 1. Oktober 2005 bis zum 30. September 2006 zeigte vor allem die einschneidenden, politisch verursachten Veränderungen auf, die sich in den Rahmenbedingungen für die Hochschulen ergeben haben. Wir dokumentieren - nur leicht gekürzt- die Berichte von Rektor Prof. Dr. Volker Ronge, der für Studium und Lehre zuständigen Prorektorin Prof. Dr. Annegret Maack, dem für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs zuständigen Prorektor Prof. Dr. Wolfgang Spiegel, dem für Struktur und Finanzen zuständigen Prorektor Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel und Kanzler Hans-Joachim von Buchka, zugleich Chef der Hochschulverwaltung.
Prof. Dr. Volker Ronge, Rektor:
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Rektor Prof. Dr. Volker Ronge. |
Zum Zeitpunkt der Erstattung dieses Berichts an den Senat der Universität im Februar 2007 haben sich die institutionellen und normativen Grundlagen der nordrhein-westfälischen Hochschulen gerade tief greifend verändert: Seit 1. Januar sind die Hochschulen aus dem Staats-, d.h. dem Landeskontext herausgelöst und zu eigenständigen Körperschaften (öffentlichen Rechts) verselbständigt. Die Amtsperiode des Rektorats, über die hier zu berichten ist, gehört insofern zur "neuesten" Vor-Geschichte der aktuellen Hochschulreform, die auf das Konto der 2005 parteipolitisch neugebildeten Landesregierung geht und die institutionell eine neue Epoche im Hochschulwesen definiert. Die Schatten der für die deutsche Hochschultradition geradezu revolutionären Veränderung fielen allerdings bereits auf diese Berichtsperiode. Denn der institutionelle Wandel bedurfte natürlich eines gesetzgeberischen Vorlaufs, zu dem - als "betroffene Kreise" - auch die Stimme der Hochschule abzugeben war.
Hochschulpolitik/Randbedingungen der Universitätsentwicklung
Das zum 1. Januar 2005 unter der "alten", SPD-geführten Landesregierung reformierte Hochschulgesetz hat nur ganze zwei Jahre gehalten; es war für die Berichtsperiode allerdings bestimmend – neben mancherlei anderer erwähnenswerter Randbedingungen:
In seiner Bedeutung herausragend ist dabei das mit dem Haushaltsjahr 2006 erstmalig eingeführte globalisierte Personalbudget. An die Stelle der traditionellen Ist-Kosten-Finanzierung ("Ausfinanzierung") der im Haushaltsplan der Universität zugewiesenen Personalstellen ist ein pauschales Personalbudget getreten, das nach – landesweiten – Durchschnittskosten bemessen wurde. Noch folgenreicher war in diesem Zusammenhang ein gleichzeitig vorgenommener pauschaler Abzug im Personalbudget (vom Personal-Soll auf das erfahrungsgemäße, landesweit durchschnittliche Personal-Ist), mit dem die den Hochschulen – unter dem Begriff des "Globalhaushalts" – über viele Jahre gegebene und segensreiche Mittelschöpfung aus zeitweilig unbesetzten Personalstellen schlagartig entfallen ist.
Beides zusammen hat an unserer Universität zu einer erheblichen Unterfinanzierung im Personalbudget geführt: ein Effekt, der durch den "qualitativen" Aspekt gesteigerter Hochschul-Autonomie in der Mittelverwendung mitnichten aufzuwiegen ist. Was hier passiert ist, muss in erster Linie als drastischer Spareingriff des Staates in die Hochschulen (und sei es zum "guten Zweck" der Landeshaushaltssanierung) und als – zwar nicht polit-strategische, aber doch effektive – Umverteilung zwischen den Hochschulen des Landes gewertet werden.
Der hochschulinterne "Umgang" mit dieser neuen Budgetlage war in der Berichtsperiode zweifellos die bestimmende Thematik. Dabei ging es gleichermaßen um die nunmehr erforderlich gewordenen Berechnungen und Kalkulationen des Personalbudgets, wie darum, mit erheblich verminderten Finanzmitteln auszukommen bzw. aus der Verknappung personalwirtschaftliche Konsequenzen zu ziehen. Letzteres bildet für eine frühere Gesamthochschule, deren Ausbau vorzeitig politisch gestoppt wurde und die deshalb keine versteckten personellen Reserven aufweist, eine besonders schwierige Lektion und Operation. Budgetdefizit plus Budgetunsicherheit – das war die neue Finanzlage, mit der niemand glücklich sein konnte: weder die Hochschulleitung, noch die dezentralen Mittelverwendungsstellen (Fachbereiche und zentrale Einrichtungen).
Eine zweite, vor allem zukünftig budget-relevante neue Randbedingung für die Hochschulen bildet die im Sommer 2006 gesetzlich eingeführte Ermöglichung zur Erhebung von Studienbeiträgen. Anders als im vorherigen Studienkonten-Gesetz mit seinen Studiengebühren für Langzeit- und Zweitstudium-Studenten, das zeitgleich mit dem neuen Gesetz auslief, können die Hochschulen jetzt in Autonomie über die Erhebung allgemeiner Studienbeiträge (bis zum Höchstbetrag von 500 Euro pro Semester) entscheiden. Die Bergische Universität hat, den Möglichkeiten des Gesetzes folgend, für das Wintersemester 2006/07 Studienbeiträge für die Neuimmatrikulierten Studenten eingeführt; mit dem Sommersemester 2007 müssen alle Studenten den Studienbeitrag entrichten. Die Berichtsperiode wurde von diesem neuartigen Mittelzufluss natürlich noch nicht wesentlich tangiert.
Ich stehe zu meiner Kritik an der Art und Weise, in der die Landesregierung den Hochschulen die Erhebung von Studienbeiträgen ermöglicht hat: Die zugewiesene Autonomie in dieser Frage bedeutete politische Feigheit und hat, wie zu erwarten war, das soziale Klima innerhalb der Hochschulen fast überall beeinträchtigt. Der Entscheidungsprozeß in Wuppertal lag durchaus auf der Linie dessen, was an anderen Hochschulen passiert ist, ging aber noch relativ glimpflich ab.
Als dritte Randbedingungsveränderung ist der so genannte Zukunftspakt zwischen der Landesregierung und den Hochschulen zu nennen, der im August 2006 geschlossen wurde. Diese Vereinbarung überlagert den seit 1999 für zehn Jahre laufenden sog. Qualitätspakt derselben Vertragsparteien. Während die im Qualitätspakt verabredeten Stellenstreichungen noch weiter exekutiert werden, sind den Hochschulen mit dem Zukunftspakt weitere Belastungen aufgebürdet worden, u.a. die Übernahme von Personal bzw. Personalkosten der nichtuniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen, von denen sich das Land entlastet, und ein Teil der zu erwartenden Tarifsteigerungen des Angestellten- und Arbeiterpersonals.
Die Politik rechnet gegen diese Zumutungen, die mit einigem Zynismus auch als Druck zur Erwirtschaftung einer (unterstellten) "Effizienzreserve" interpretiert werden, die für einige Jahre planbare und gesicherte Haushaltsmittelzuweisung auf. Der Beitrag der Hochschulen zur Haushaltssanierung des hoch verschuldeten Landes ist freilich eine Sache, die vollkommen unabhängig von der Erbringung der Hochschul-Dienstleistung ist: ihrer Kosten wie ihrer Qualität. Die „Effizienzreserve“ in einer "personalen Dienstleistung", wie "higher education" sie darstellt, kann sich fast nur in einer Erhöhung des Lehrdeputats der Dozenten realisieren.
Viertens ist als externer Einwirkungsfaktor der den BAT ablösende Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst anzusprechen, der mit seiner völligen Neustrukturierung der Personal- und Tarifkategorien den Hochschulverwaltungen erheblichen Kostenaufwand verursacht.
Die Aufzählung von für die Universitäts-Performance einflussreichen externen Interventionen ließe sich noch weiter fortsetzen. So wirkt in das aktuelle Berufungsgeschäft noch immer die Veränderung von der C- zur W-Besoldung der Hochschullehrer nach, indem oft die alte und bessere C-Besoldung unter dem Dach der neuen, verschlechterten W-Besoldung reklamiert wird – und dies im Personalwettbewerb oft genug durch entsprechende Zulagen auch zugestanden werden muß. Umgekehrt warf die zukünftige Abkoppelung der Hochschulen vom Staat bereits ihre Schatten, z.B. hinsichtlich der Kostenfolgen für die Universität bei Verbeamtungen in höherem Lebensalter.
Die insgesamt erheblich verknappte Budgetsituation der BUW hat zu einer beispiellos engen Kooperation zwischen der "Zentrale" und den Fachbereichen führen müssen, zumal das Rektorat den Fachbereichen die Kompetenz und Verantwortung für die Personalbudgetverausgabung (gegen Missverständnisse: nicht für die Personalverwaltung und -bewirtschaftung!) zugewiesen hat, um diese "ortsnah" möglichst angemessen zu gestalten. Damit verbunden geht die Erwartung auch auf möglichst kluge, für die universitäre Dienstleistung möglichst schadensfreie Einsparentscheidungen im Personalbereich.
Bologna-Prozess
Nach der Bestimmung des Hochschulgesetzes 2005 ist die Umstellung auf bologna-gerechte, d.h. gestufte Bachelor-/Master-Studiengänge bis zum Wintersemester 2007/08 abzuschließen. Zu diesem Semester darf in konventionelle Studiengänge nicht mehr immatrikuliert werden. (Das neueste Hochschulgesetz hat daran nichts verändert.) Die neuen Studiengänge müssen zum Studienbeginn akkreditiert sein.
Der Prozess der Umstellung auf bologna-gerechte Studiengänge ist an der Bergischen Universität frühzeitig und prononciert angegangen worden und deshalb relativ weit vorangeschritten. Ende vergangenen Jahres konnte nach langer, hauptsächlich durch das Verhalten des Schulministeriums verursachter frustrierender Entwicklung der große Erfolg verbucht werden, dass die drei in die Lehrämter an den Schultypen führenden erziehungswissenschaftlichen Master-Studiengänge ihre Akkreditierung erhalten haben. Wuppertal ist damit im Lehrerstudium an der Spitze der Bologna-Umstellung in Deutschland. Allerdings ist offen, ob die inzwischen durch die Landesregierung eingesetzte Expertenkommission das Wuppertaler Lehrerbildungsmodell, das die Bachelor-Studienphase "polyvalent", also nicht auf das Lehramt engführend gestaltet, zum nordrhein-westfälischen Standard machen oder davon abweichen wird.
Die ein Lehrerstudium ermöglichenden Fächer im 2-Fach-Bachelorstudiengang werden über die bereits akkreditierten Fächer hinaus noch um Einiges weiter ergänzt werden. Eines dieser Fächer sei besonders herausgestellt, weil es zugleich neu an der BUW eingerichtet worden ist: die Biologie.
(Zu Befürchtungen bezüglich der rechtzeitigen Umstellung auf das Bologna-Modell Anlass gibt nunmehr in Wuppertal nur noch das Kommunikationsdesign.)
Wie bereits im Vorjahr angesprochen ist das Akkreditierungs"geschäft" für die Universität mit einem Ausmaß an Arbeit und zudem mit einem Kostenaufwand verbunden, die sich als Verschlechterung im Vergleich mit den früheren ministeriellen Genehmigungsprozeduren darstellen. Wenn dann auch noch Probleme in einzelnen Akkreditierungsprozessen durch eigenwilliges Verhalten der Agenturen bzw. Kommissionen aufbrechen, was in mehreren Fällen geschehen ist, dann erzeugt das natürlich einige Frustration – bei den betroffenen Fächern und Fachbereichen ebenso wie beim Rektorat.
Immatrikulationsentwicklung
Die Neu-Einschreibung zum Wintersemester 2006/07 wurde aus zwei Gründen besonders aufmerksam beobachtet: Einmal wegen der Einführung von Studienbeiträgen, die nicht an allen "konkurrierenden" Universitäten zeitgleich und so wie in Wuppertal erfolgt ist. Zum anderen wegen des erstmaligen Verlusts von Studienanfängern ohne allgemeine Hochschulreife in den früher als „integrierte“ strukturierten, gesamthochschul-typischen Studiengängen, zu denen insbesondere die Wirtschaftswissenschaft mit ihren relativ großen Zugangszahlen gehört. Beide Punkte enthielten die Gefahr von deutlich verminderten Immatrikulationszahlen.
Erfreulicherweise gaben die Fakten keinen Grund zur Sorge. Zwar ist die Immatrikulationszahl an der BUW insgesamt im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken. Aber die quantitative Reduktion ist nicht besorgniserregend. Im Gegenteil: Der Ausfall von Zugängen mit Fachhochschulreife ist nicht immer, aber doch zumeist durch Abiturientenzugänge kompensiert worden.
Die Studentenzahl insgesamt der Universität wird sich – ceteris paribus – mit der Umstellung auf die Bologna-Studiengänge wegen des dadurch ausgelösten veränderten Studierverhaltens reduzieren, das sich bereits deutlich beobachten lässt. Immer mehr Studenten werden in – oder in der Nähe – der Regelstudienzeit ihren Abschluss machen, und zumindest ein Teil der Bachelorabsolventen wird die Hochschule verlassen. Die Zahl der "Langzeitstudenten" wird drastisch zurückgehen, noch verstärkt wegen der zu zahlenden Studienbeiträge.
Längerfristig kann sich daraus ein Problem deshalb ergeben, weil die Studentenzahl in Wuppertal im Landesvergleich als relativ niedrig, und vielleicht als zu niedrig, angesehen wird. Das könnte politische Überlegungen in der Landeshochschulplanung hinsichtlich der Eigenständigkeit der BUW provozieren.
Raumsituation
Mit dem Ende der Berichtsperiode konnte, nachdem endlich die Renovierung des Gebäudes I auf dem Grifflenberg abgeschlossen war, das Hofaue-Gebäude abgemietet werden. Die „Designer“ sind nun erstmalig auf dem Hauptcampus angesiedelt.
In den Geisteswissenschaften und der Lehrerbildung haben sich gravierende Raumnöte ergeben, die nicht zuletzt den Grund für die Einführung von Zulassungsbeschränkungen in einigen stark nachgefragten Fächern abgegeben haben. In Wuppertal wird hier eine auch bundesweit zu beobachtende Entwicklung gespiegelt: Während die Studentenzahl insgesamt eher sinkt, steigt sie im Bereich der Geisteswissenschaften relativ stark an. Hinzu kommt ein mit der Bologna-Implementation deutlich verändertes Studierverhalten von erhöhter Präsenz an der Hochschule.
Regionale Verankerung der Universität
Der Ausgang der so genannten Exzellenz-Initiative, also der von der DFG gesteuerten positiven Diskriminierung von Universitäten mit Forschungs-Clustern und/oder Graduiertenschulen, hat in der ersten (ebenso wie zwischenzeitlich auch in der zweiten) Welle deutlich gemacht, dass die Bergische Universität kaum Chancen hat, in die Spitzenliga der deutschen Universitäten aufzusteigen, die sich nach politischer Logik herausbilden und vom Rest abheben soll.
Die Konsequenz dieser realistischen Einschätzung darf für die Bergische Universität nicht lauten, sich vom Selbstbild und Ziel einer durch die Humboldt’sche Idee – einer Hochschulbildung mit Forschungsbezug – zu verabschieden. Auf der anderen Seite muss unter den obwaltenden Differenzierungspolitiken des Hochschulwesens die regionale Verankerung der Universität gepflegt und wenn möglich verstärkt werden. Dies betrifft einerseits die Rekrutierung von Studenten aus der Region, für die durch Kooperation mit den weiterführenden Schulen seit langem viel getan wird. Auf der anderen Seite müssen insbesondere seitens der Ingenieurwissenschaftsfächer die Bezüge zur regionalen Wirtschaft in Forschung und Studium verstärkt werden.
Es ist in diesem Zusammenhang wichtig zu erkennen, dass die natürliche Bezugsregion der Bergischen Uni, nämlich das sog. Bergische Städtedreieck (Wuppertal, Solingen, Remscheid), keine ausreichende regionale Einzugsbasis für die Universität darstellt. Der regionale Bezugskreis muss größer geschlagen werden, was natürlich zu Konkurrenz mit den in nächster Entfernung umliegenden Hochschulen führt (allein die Universitäten: von Bonn über Aachen, Köln, Düsseldorf nach Duisburg-Essen, Bochum und Dortmund; hinzukommt eine Vielzahl von Fachhochschulen).
Vor diesem Hintergrund habe ich mich besonders um die Akquisition des niederbergischen Raumes (Kreis Mettmann) in die regionale Einflusssphäre der Universität bemüht, und dies offenbar nicht ohne Erfolg. Denn Ende des Jahres 2006 wurde in Velbert/Heiligenhaus eine Gründungsinitiative für ein Institut für Sicherungssysteme gestartet, das eng mit dem Maschinenbau und der Sicherheitstechnik der BUW kooperieren soll.
Eine Verstärkung des Zusammenwirkens der Bergischen Universität mit ihrer natürlichen Städtedreiecks-Region ist im übrigen durch die veränderte EU-Strukturförderung zu erwarten. Die diesbezüglichen „bergischen“ Förderanträge werden strukturell Bezüge zur Bergischen Universität und ihrer Forschung aufweisen (müssen).
Einen herausragenden Beleg für den Regionsbezug bildete der im Herbst 2006 durchgeführte "Tag der Forschung", zu dem die Präsentationen erstmalig in die Wuppertaler Innenstadt verlegt worden sind. Dieses Präsentations"format" hat sich als dermaßen erfolgreich gezeigt, dass bereits für 2007 wieder ein solcher Tag der Forschung "im Tal" geplant wird. In der Zukunft sollen ähnliche Präsentationen auch in Solingen und Remscheid erfolgen.
Drittmittel-Forschung
Die Gesamtentwicklung der Hochschulpolitik in Deutschland ebenso wie in Nordrhein-Westfalen verschiebt die Gewichte zwischen Lehre und Forschung zu Lasten letzterer. Dieser große Trend wird in der politischen Logik dadurch "kompensiert", dass einige wenige deutsche Universitäten zu „forschungsstarken“ (sog. Elite-) Hochschulen "befördert" werden (und in die „Weltliga“ aufsteigen sollen). Die sog. Exzellenzinitiative mit ihrer Mittelverteilung bildet ein hervorstechendes Instrument in diesem Zusammenhang. Die Entwicklungstendenz des Hochschulwesens insgesamt geht somit auf Differenzierung und "ranking" – der einzelnen Hochschulen sowie von Hochschul"klassen" (oder, in Sportanalogie, –ligen).
Die Verteilung von Forschungszeit und –mitteln innerhalb der einzelnen Hochschulen überlässt die Politik zur eigenen Entlastung deren Steuerungsautonomie. Eine diesbezügliche Flexibilisierung der Lehrverpflichtungsverordnung ist zu erwarten. Wieder einmal werden die Hochschulen bald erleben, wie viel Freude die von ihnen so sehr geforderte Autonomie in der Praxis macht – etwa wenn Dekane, von der staatlichen Verordnungsregulierung entlastet, das Gesamtlehrdeputat ihres Fachbereichs unter den Dozenten autonom verteilen dürfen.
Im Rahmen der staatlichen Mittelzuweisung Forschung zu betreiben, wird vor diesem Hintergrund zunehmend schwieriger werden. Forschungsabsichten und –möglichkeiten sind somit zunehmend auf Drittmittel-Einwerbung verwiesen – mehr als bisher.
Aus der besonderen Fächerkomposition der Uni Wuppertal folgen sehr unterschiedliche Drittmittelquellen – und daraus resultieren in einzelnen Bereichen Probleme. So ist die sog. Exzellenzinitiative für kleinere Hochschulen (wie Wuppertal) und für die Geistes- und Sozialwissenschaften fast keine aussichtsreiche Option. Die zur Zeit von der Landesregierung z.B. mit der Innovationsfonds-Verteilung verfolgte Politik, ausschließlich auf DFG-Sonderprogramme (Sonderforschungsbereiche, Forschergruppen, Graduiertenkollegs) zu setzen, diskriminiert nicht nur die im Normalverfahren von der DFG geförderten Forschungsprojekte, sondern stellt für diejenige Forschung, die z.B. aus Programmforschungslinien des Bundes oder aus der EU finanziert wird, eine erhebliche Benachteiligung dar. Damit fällt etwa die anerkannt exzellente Wuppertaler, ans CERN gebundene Elementarteilchenphysik sozusagen durch das Raster der landespolitischen Forschungsförderungskriterien. Aus Landessicht leisten wir uns eine Profil-Dummheit.
Die Drittmittelquote der Universität ist in den vergangenen Jahren erheblich gesunken, sicherlich auch wegen des auf breiter Front erfolgten "Generationswechsels" der Professorenschaft. Man muss darauf hoffen und setzen, dass die inzwischen etablierte "neue Generation" das Drittmittelvolumen wieder auf den früheren Stand steigert. Erste positive Anzeichen sind zu sehen: in der Physik, in der Mathematik, in der Chemie.
Organisationsentwicklung der Universität
Vielleicht ist der historische Zeitpunkt passend, einmal etwas zur Organisation der Universität zu sagen: deshalb nämlich, weil sich auch in dieser Dimension in diesen Zeiten Erhebliches verändert und verändern muss.
Wir haben die über lange Zeit unveränderte Binnenstruktur der Hochschule – die, sozusagen konventionell, neben einer zentralen Verwaltung durch Fachbereiche und einige wenige zentrale Einrichtungen (Bibliothek, Rechenzentrum, Medienzentrum und Zentrale Studienberatung) geprägt gewesen ist – in den letzten Jahren schon erheblich modifiziert: Die Zahl der Fachbereiche wurde drastisch reduziert, und die zentralen Einrichtungen wurden verändert zugeschnitten. Außerdem wurden, im Gefolge des Mediationsprozesses, mehrere interdiziplinäre Forschungsinstitute außerhalb der Fachbereiche installiert.
Vermutlich weniger Aufmerksamkeit hat eine ganze Reihe weiterer realisierter Organisationsinnovationen gefunden: die Einrichtung von Stellen für die Organisation des Lehrerstudiums, für Akkreditierung und Evaluation, für Marketing, für Drittmittelforschungsverwaltung und, noch im Prozess, aber schon weit fortgeschritten, ein zentrales Prüfungsamt. Auch für die angewachsenen Funktionen in der internationalen Kooperation und im Studentenaustausch wurden die organisatorischen Ressourcen verstärkt. Schließlich soll auch die Funktion der Gleichstellung in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Alle genannten organisatorischen Innovationen (und Investitionen!) sind hochschulzentraler Natur.
Hinter diesen vielfältigen Organisationsentwicklungen steht, abgesehen von ihrer Differenzierungssteigerung im Hochschulganzen, durchaus eine Entwicklungslogik, die sich noch verstärken wird und die ich hier einmal pointieren möchte: Immer stärker wird und muss sich die Hochschule in ihrer Gesamtheit in und gegenüber ihrer Umwelt präsentieren und profilieren und im Wettbewerb von Hochschulen bewähren. Und immer mehr ist es die Hochschule als ganze, die von der sozialen Umwelt, insbesondere von der Politik, adressiert und verantwortlich gemacht wird. Die frühere Verweisung solcher Adressen auf die mehr oder weniger autonomen Fachbereiche oder gar Professoren – und damit die Entlastung der Hochschulleitung – "zieht" unter den heutigen Umständen nicht mehr. Die neue Selbständigkeit als nicht-staatliche Körperschaft verstärkt dieses Bild noch insofern, als auch keine der Hochschule "vorgesetzte Dienstbehörde" mehr als Adresse zur Verfügung steht – übrigens auch nicht mehr "von innen heraus" zu Beschwerden über die Hochschulleitung.
Es geht mir hier nur darum, diese schleichend vollzogene Re-Organisation ins allgemeine Bewusstsein zu heben. Sie ist ganz erheblich. Dass sich daraus auch eine veränderte Arbeitsteilungs- und Kooperationsstruktur sowie insbesondere eine veränderte mentale Karte der Zurechnung von Erwartungen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten ergeben muss, will ich an dieser Stelle nur erwähnen. In dieser Hinsicht besteht wohl noch mentaler Adaptionsbedarf.
Ausblick in die Zukunft ...
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Das Rektorat der Bergischen Universität kurz nach seiner Wiederwahl 2003: (v.l.n.r.): Prof. Dr. Wolfgang Spiegel, Kanzler Hans-Joachim von Buchka, Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel, Rektor Prof. Dr. Volker Ronge und Prof. Dr. Annegret Maack.
Foto Petra Zöllner |
... des nächstfolgenden Amtsjahrs, das ja immer bereits angelaufen ist, wenn der jährliche Rektoratsbericht vorgetragen wird. Das vierte und letzte Jahr des/meines derzeitigen Rektorats hat begonnen. Der somit demnächst bevorstehende Rektoratswechsel wird überlagert von der mit dem neuen Hochschulgesetz verbundenen tief greifenden Strukturveränderung in der Hochschulleitung.
Der nächste Rektor wird durch den erst noch zu bildenden Hochschulrat gesucht und bestimmt – und dann dem Senat zur Zustimmung benannt werden. Zuvor ist auch noch die Grundordnung an die neue Gesetzeslage anzupassen. Wir bemühen uns, die nachfolgende Hochschulleitung im Rahmen der vorgegebenen Anpassungszeit für die Gesetzesimplementation (bis Ende 2007) zu installieren.
Auf etwas längere Sicht stellt sich für die Bergische Universität natürlich die Frage der Bewährung in der körperschaftlichen Selbständigkeit. Meines Erachtens wird die entscheidende Frage sein, ob diese institutionelle Autonomie administrativ bewältigt werden kann – mit einer Verwaltung, die von der budgetären Verknappung unserer Universität nicht unberührt bleiben wird.
Die Beziehung der Universität zum Staat, d.h. zum Land NRW, ist in Zukunft hauptsächlich durch die "Ziel- und Leistungsvereinbarung", also vertraglich, bestimmt. Zeitgleich mit dem neuen HG und der institutionellen Verselbständigung der Universität beginnt die - erstmals vierjährige, also relativ lange - Laufzeit der neuen, dritten Ziel- und Leistungsvereinbarung. Sie ist, insbesondere hinsichtlich der staatlichen Finanzierung, mit den gesetzlichen Regelungen kompatibilisiert.
Demnach wird den Hochschulen nur ein "Grundbetrag" in Höhe von 80 Prozent des – um Mieten und Investitionen – bereinigten Gesamtbudgets zugesichert. Die übrigen 20 % werden nach einem Neukonzipierten Indikatorenmodell (mit den Indikatoren: Absolventen, Promotionen, Drittmittel) im Wettbewerb der Landes-Hochschulen verteilt und zugewiesen (sog. Leistungsorientierte Mittelverteilung) – und sind damit aus Sicht der einzelnen Hochschule strukturell unsicher. (Auch daran muss sich eine traditionell im staatlichen Kontext befindliche Hochschule erst mental gewöhnen.) Für die BUW sind diese Mittel nicht nur unsicher, sondern leider – in Fortsetzung der bisherigen Entwicklung – tendenziell wohl weiter abnehmend.
Die dadurch erwartbar verschärfte finanzielle Lage der BUW lässt sich natürlich durch Anstrengung gegenüber den Indikatoren etwas verbessern – wobei auch die konkurrierenden anderen Hochschulen des Landes in dieser Hinsicht nicht untätig sein werden. Es ist ja ausdrückliches Ziel der Hochschulpolitik des Landes, die Hochschulen auf eben diejenige ("output-orientierte") Entwicklungslinie zu bringen, die sich in den Indikatoren niederschlägt. Man darf sich zu dieser Politik eine eigene, auch abweichende Meinung bilden; Abweichung geht jedoch einher mit Kosten.
Es steht für mich außer Frage, dass die in Zukunft aus Studienbeiträgen eingehenden Finanzmittel zur Kompensation der Minderfinanzierung seitens des Landes herhalten müssen (unbeschadet ihrer gesetzlich bestimmten Verwendung ausschließlich für Studium/Lehre). Insofern ist mit den Studienbeiträgen der Einstieg in eine strukturelle Umfinanzierung der Hochschulen bzw. des Studiums – von der öffentlichen Hand in die Hände der privaten Nutzer – erfolgt. Das Mischungsverhältnis wird sich nach meiner Einschätzung in Zukunft noch weiter in Richtung privater Finanzierung verschieben.
Rechenschaftsbericht von Prorektorin Prof. Dr. Annegret Maack (Studium und Lehre) Rechenschaftsbericht von Prorektor Prof. Dr. Wolfgang Spiegel (Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs)
Rechenschaftsbericht von Prorektor Prof. Dr. Heinz-Reiner Treichel (Struktur und Finanzen) Rechenschaftsbericht von Kanzler Hans-Joachim von Buchka
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