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Dynamische Arbeiten auf Papier

Nanny de Ruig stellt aus in der Bergischen Universität

„Arbeiten auf Papier“ lautet der schlichte Titel der Ausstellung von Nanny de Ruig in der „Kneipe“ des Hochschul-Sozialwerks Wuppertal. Wer sich darunter kleinformatige, filigrane Zeichnungen vorstellt, wird eine Überraschung erleben:
28 überwiegend großformatige Fahnen, von zwei Leinwänden abgesehen,  aus handgeschöpftem Büttenpapier, ziehen aufgrund ihrer intensiven Farben und des  dynamischen Bildaufbaus nicht nur  die Blicke der Betrachter magisch an, sie beeinflussen, ja verwandeln  den gesamten Raum.


Hier wird das pralle Leben kraftvoll und dynamisch wiedergegeben. Wollte man der gewählten Bildsprache Jahreszeiten zuordnen, so wären es sicher Frühling und Herbst, nicht der farblich  ärmere Sommer und schon gar nicht der glanzlose düstere Winter, wie wir ihn derzeit erleben. Wollte man das Dargestellte in Worten ausdrücken, dann am ehesten  in einer bildreichen südeuropäischen Sprache, in der Phantasie und Realität in einander fließen.


Auslöser, Anlässe für Ihre Themen findet die seit Anfang der Siebziger in Wuppertal lebende Niederländerin Nanny de Ruig vornehmlich in äußeren Einflüssen, sei es der sie umgebenden Alltagsrealität, sei es durch anregende Gespräche mit Kollegen oder Besuche in anderen Ateliers.
Am Anfang bildet sich  meist ein abstraktes Bild im Kopf, zunächst noch vage wie ein Eindruck, wie eine Vision. Manchmal sammelt sie verschiedene Ideen und bearbeitet sie zunächst auf kleinen Formaten. Wie bei einem Brainstorming kommt irgendwann der „Flush“, der dynamische Durchbruch. „Dann malt sich das Bild fast von alleine“, erklärt Nanny de Ruig.
Wie das frühe abstrakte Bild im Kopf den Inhalt des späteren Werkes in seinen Grundzügen festlegt, so steht, was die Ausführung angeht, die farbliche Grundaussage durch die Wahl der Farbpalette ebenfalls von Anfang an so gut wie fest.
Und eine weitere Parallele zur inhaltlichen Entwicklung ist auffallend: „ Am Anfang kommt die „Klein-Klein-Phase“, da bin ich ganz nah an der Bildfläche. Nach und nach nehme ich Abstand zum Bild, es kommt Dynamik in meine Bewegung, bis ich geradezu mit Körpereinsatz den Pinsel auftrage“, beschreibt die Künstlerin den äußeren Flush . 
Schließlich beendet sie das Werk aus größerer Distanz, stellt hier und da Verbindungen her, fügt zusammen, was zusammen gehört.
„Danach geht das Bild seinen eigenen Weg, nabelt sich von mir ab, entfaltet seine eigene Energie“, so Nanny de Ruig.


Apropos Energie: Künstlerische Energie entwickelt die Ausstellerin  keineswegs  allein im Bereich der bildenden Kunst.
Zwar stand das Zeichnen am Anfang, es führte dazu, dass sie eine sehr musisch geprägte Schule in Paris besuchte und anschließend Textil- und Modedesign in den Niederlanden studierte. Ein Gaststudium an der Werkkunstschule bei Professor Schoofs führte sie 1968 nach Wuppertal, wo sie seit 1970 freischaffend lebt.


In Wuppertal kam das Coming Out als Musikerin und Sängerin. 1971 wurde Nanny de Ruig Mitbegründerin und Sängerin der Folkrockgruppe „Hölderlin“, die mindestens deutschlandweit bekannt war.
Zitat aus einer Rezension des Albums Hölderlins Traum:
„Die deutsche Band Hölderlin nahm 1972 ihr Debut "Hölderlins Traum" auf. Auf Hölderlins Debut singt noch eine holländische Sängerin mit dem Vornamen Nanny (der Nachname geht aus dem Booklet nicht hervor). Sie singt in akzentfreiem deutsch und ihre Stimme ist sehr klar und daher angenehm zu hören. Markant für den Stil von Hölderlin ist das Geigenspiel von "Nops" Noppeney. Desweiteren sind auch viele Flöteneinsätze zu verzeichnen. Titel wie "Wetterbericht" und "Traum" leben von sehr schönem akustischen Gitarrenspiel. So wird der Folk-Charakter auf jeden Fall unterstrichen. Der absolute Höhepunkt des Albums steht für mich gleich am Anfang in der Form des Titels "Waren wir", der mit dem schönen Gesang der Sängerin harmlos anfängt, sich dann aber von der Dramatik steigert und dabei sehr schöne Mellotronklänge bzw. schönes Flötenspiel zu bieten hat.“
In den Jahren danach wurde sie Mutter zweier Kinder und arbeitete als Kunstdozentin in der Erwachsenenbildung.
Seit den achtziger Jahren kam nach der bildenden Kunst und der Musik  mit dem modernen Tanz die dritte künstlerische Ausdruckform hinzu, die auch heute noch für sie wichtig ist – so ist sie zum Beispiel Mitbegründerin der Tal TanzCo.
Insgesamt kann sie bis heute auf ein fast vierzigjähriges, äußerst vielfältiges und professionelles künstlerisches Schaffen -  darunter wirklich zahllose Einzel- und Gruppenausstellungen - zurück blicken.
Die Bilder von Nanny de Ruig  in der Kneipe des Hochschul-Sozialwerks sind bis 4. Mai , jeweils von montags bis freitags jeweils in der Zeit 11 bis 23 Uhr zu sehen.


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