Heilige Filzpantoffeln
Wie sich Design-Studenten ein Magazin für Wuppertal denken - Julia Meer und Sebastian Glück wollen Heimatgefühl wecken
Weil die beiden Macher, Julia Meer und Sebastian Glück, nicht selbst im Porträt erscheinen wollten, müssen wir uns mit diesem Kopf-ab-Foto begnügen und spekulieren mal, dass es Sebastian ist. "Pathos" – am Titel der ersten Ausgabe von "ff. – dem fortlaufend folgenden Magazin aus Wuppertal" – sollen sich die Geister scheiden, ähnlich wie an der Stadt Wuppertal, dem Thema der Startnummer. Entstanden ist das neue "ff.Magazin" im Projektkurs "Imagekampagne für die Bergische Universität Wuppertal" bei Prof. Uwe Loesch im Studiengang Kommunikationsdesign des Fachbereichs Architektur, Design, Kunst.
"ff." kommt mit 32 Seiten blassrosa Papier im Zeitungsformat daher. Zahlreiche Autoren werfen Blicke auf die Stadt, die der Bergischen Universität zu Füßen liegt. Warum ein Magazin und keine Anzeigen- oder Plakatkampagne für Stadt und Uni? Die Design-Studentin Julia Meer: "Das ergibt sich aus der Tatsache, dass die Uni sich in Wuppertal befindet, einer Stadt, deren Schönheit erst auf den zweiten Blick erkennbar ist, wie Tom Tykwer es einmal formulierte." "ff. Magazin" versucht es mit diesem zweiten Blick und bietet viele Ansichten über Wuppertal. Sebastian Glück: "Es lässt Raum, Gespür für diese Stadt zu entwickeln und ein Gefühl von Heimat aufzubauen."
Die Journalistin Britta Weisel stellt fest, dass "der Wuppertaler" sich nicht gern zur Schau stellt. Er sei nicht an oberflächlichem smalltalk interessiert, sondern an profunden Gesprächen. Julia Meer: "Beides wird im ff. Magazin aufgegriffen." Also blicken Professoren und Studenten, Wuppertaler und Wuppertalverbundene auf die Stadt. Und jeder Blick ist anders: Prof. Dr. Heinrich Hüni, Philosoph, denkt über das Schweben nach, Dipl.-Ing. Susanne Groß, Architektin, analysiert die Impertinenz der Treppen, Britta Weisel erklärt endlich, warum Barmer und Elberfelder sich nicht leiden können.
Die Germanistin Dr. Christine Hummel entfaltet ein literarisches Panorama der Stadt, ihr Fachkollege Dr. Stefan Neumann widmet sich Else Lasker-Schüler. Uwe Becker, Chefredakteur des Wuppertaler Satiremagazins ITALIEN, erklärt die Entstehung Wuppertals, der DJ und Musikjournalist Guido Halfmann macht sich Gedanken über das Wuppertaler Clubleben, und der DJ und Autor Jan Drees beschreibt ganz subjektiv eine Nacht im Club. Vielleicht ist Wuppertal der Inbegriff des Skurrilen – die Designerin Melanie Müller machte daraus einen Film und nähert sich für "ff." dem Wort und seiner Bedeutung an.
Dr. Klaus Peters, 30 Jahre lang Kanzler der Uni, begründet, warum die Berglage sich positiv auf den Geist der Studenten auswirkt, während Studienberater Dr. Gerhard Rott und der Kunstpädagoge Dr. Joachim Krautz die Veränderungen der Hochschul- und Bildungspolitik kontrovers darlegen.
Natürlich wird bei einem Produkt von Design-Studenten auch auf Gestaltung eingegangen: Prof. Klaus Winterhager spricht über das von ihm gestaltete Logo der Universität, den Bergischen Löwen. Agenturchef Christian Boros erklärt, warum Wuppertal die ideale Stadt für Gestalter ist, und der Künstler Thomas Brandt nähert sich Wuppertal zeichnerisch.
Dr.h.c. Bazon Brock, emeritierter Professor für Ästhetik, schreibt eine Litanei für Wuppertaler: "…Heilig die Filzpantoffeln, …heilig das matte Blatt, dem kein Gärtner droht, es zu pflegen."
Für den ersten und letzten starken Eindruck sorgt Prof. Wolf Erlbruch, der im Fach Kommunikationsdesign Illustration lehrt, mit der Titel- und Rückseitenillustration.
Und – kann man diese Stadt lieben? Ja, behaupten zumindest Sebastian Glück und Julia Meer, für Konzeption und Gestaltung des "ff.Magazins" verantwortlich. Sie sagen: "Schön – zumindest im klassischen Sinne – ist Wuppertal gewiss nicht. Aber liebenswert."
Das "ff. Magazin" kann online bestellt werden. Dort ist ebenfalls Ort für Kritik und Anregungen. Außerdem werden Autoren für die nächste Ausgabe gesucht.
www.fortlaufendfolgende.de
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