Uni-Professor Hermann Schütz hatte die rettende Tunnel-Idee
Am 29. März wird der Burgholz-Tunnel der L 418 für den Verkehr freigegeben, Nordrhein-Westfalens größtes Straßenbauprojekt. Die Idee einer Tunnel-Lösung durch den Staatsforst Burgholz kam Mitte der 80er Jahre aus der Bergischen Universität
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Historisches Treffen an historischem Ort (v.l.n.r.): Prof. Dr.-Ing. Bernhard Walz, der die Diplomarbeit zur Tunnellösung 1984 betreute, Dipl.-Ing. Bernd Wagenbach und der Vater der Tunnel-Idee, Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schütz.
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Senatssaal der Bergischen Uni, 10.11.1985: (v.l.n.r.) Dipl.-Ing. Bernd Wagenbach, Prof. Dr.-Ing. Bernhard Walz, Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schütz.
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Am 29. März wird der Burgholz-Tunnel der L 418 für den Verkehr freigegeben, Nordrhein-Westfalens größtes Straßenbauprojekt. Die Idee einer Tunnel-Lösung durch den Staatsforst Burgholz kam Mitte der 80er Jahre aus der Bergischen Universität, nämlich von Prof. Dipl.-Ing. Herman Schütz, Fachgebiet Grundbau. Nur seine Idee einer Tunnel-Lösung rettete überhaupt das bis dahin bereits mehr als 15 Jahre lang heftigst umstrittene Straßenbauprojekt. Eine Realisierung in offener Bauweise, was eine Riesenschneise ins Staatsforst Burgholz bedeutet hätte, war bereits ad acta gelegt worden.
Prof. Schütz und sein damaliger Kollege Prof. Dr.-Ing. Bernhard Walz (Fachgebiet Unterirdisches Bauen) im Fachbereich Bauingenieurwesen gaben ihrem Diplomanden Bernd Wagenbach 1984 die Bearbeitung einer Tunnellösung für die L 418 als Diplomarbeit. Als diese Diplomarbeit im November 1985 öffentlich vorgestellt wurde, hatte das Sensations-Charakter. Die Westdeutsche Zeitung titelte am 15. November 1985: "Burgholz bliebe unberührt – preisgekrönte Diplomarbeit zur Tunnellösung". Heute (15. März) machten die Beteiligten von vor über 20 Jahren, die beiden inzwischen emeritierten Professoren und ihr damaliger Diplomand, eine Ortsbegehung durch die Tunnelröhren und erinnerten so an den von der Bergischen Uni erzielten Burgholz-"Durchbruch" in doppeltem Sinne.
Dipl.-Ing. Bernd Wagenbach hat längst eine bemerkenswerte Karriere gemacht: Er ist Geschäftsführender Gesellschafter der Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft für Bau- und Verkehrswegeplanung mbH., Düsseldorf/Frankfurt, eines u.a. in Hochbau, Flughafenbau, Brücken und Schienenwegebau, Straßen- und Tunnelbau, Bau- und Projektmanagement, Landschafts- und Umweltplanung tätigen Unternehmens mit mehr als 400 Ingenieuren, Konstrukteuren und Technikern an sechzehn Standorten in Deutschland. Zu Schüßler-Plan war er seinerzeit als frisch gebackener Diplom-Ingenieur gestoßen, blieb eine Weile am Firmensitz Düsseldorf und baute dann die Frankfurter Niederlassung auf.
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Dipl.-Ing. Bernd Wagenbachs Trassenführung durch das Burgholz.
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Bereits 1968 hatte der Landschaftsverband Rheinland mit der Planung des vierspurigen Ausbaus der L 418 zwischen Kiesbergtunnel und Lichtscheid begonnen. Doch die Wellen schlugen hoch. Tausende von Menschen fürchteten um den Staatsforst Burgholz, das beliebte Naherholungsgebiet zwischen Sonnborn und Elberfelder Südhöhen südlich des Zoos. Als der Stadtrat 1973 dem Bau zustimmte lagen bereits 30.000 Unterschriften der Bürgerinitiative "Rettet das Burgholz!" vor. 1982 beantragte die CDU im Stadtrat erstmals, die Zustimmung zum Weiterbau der L 418 durch das Burgholz zu stoppen – das wurde ebenso abgelehnt wie wenige Monate später ein erneuter Versuch von CDU und FDP.
1984 forderte der Stadtrat auf Antrag der SPD erstmals, das Burgholz zu untertunneln, drei Jahre später schätzt eine Machbarkeitsstudie die Kosten eines Tunnels auf 130 Millionen Mark. 1989 spricht sich der Stadtrat für die Tunnellösung aus, nur die Grünen-Ratsfraktion ist noch dagegen. 1999 erfolgte der Planfeststellungsbeschluss zur Tunnel-Lösung. Bald zeichnet sich eine private Vorfinanzierung über den Kapitalmarkt für das Großprojekt ab. 2002 beginnen die Bauarbeiten, die Kosten liegen jetzt bei knapp über 80 Millionen Euro. Ab 2007 zahlt das Land NRW die Kosten in insgesamt 15 Jahresraten zurück.
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Vater der Tunnel-Idee, Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schütz.
Klick auf das Bild: Größere Version (1362 x 1614 pix; 1,65 MB) Foto Volker Ronge. |
Tunnel-Vater Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schütz, sein Kollege Prof. Dr.-Ing. Bernhard Walz und ihr ehemaliger Schützling Dipl.-Ing. Bernd Wagenbach schritten am 15. März, begleitet von vielen Reportern und sachkundig geführt von Bauleiter Dipl.-Ing. Kay Broekelschen, die kurz vor ihrer Freigabe stehenden Tunnelröhren ab. Mit dabei waren Uni-Rektor Prof. Dr. Volker Ronge, Dekan Prof. Dr.-Ing. Dr.h.c. Dietrich Hoeborn – und Dipl.-Ing. Wilfried Caspari, ebenfalls Absolvent des Fachbereichs Bauingenieurwesen der Bergischen Universität und bei Schüßler-Plan Leiter der Abteilung Verkehrswegebau. An Caspari hatte Wagenbach sozusagen die Stafette übergeben, als er in die Niederlassung Frankfurt des Unternehmens wechselte. Caspari leitete die Arbeitsgemeinschaft der Planungsunternehmen, die für den Landschaftsverband Rheinland die Durchführungsplanung bis zur Ausschreibungsreife zu erstellen hatte.
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Die Uni-Delegation bei der Begehung der Tunnelröhre. |
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Bis vor zwei Jahren waren in NRW die beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen für den überregionalen Straßenbau zuständig, seit 2004 sind diese Aufgaben im Landesbetrieb Straßen.NRW zusammengefasst. Dessen oberster Chef, Dipl.-Ing. Michael Heinze, wäre ebenfalls gern an der Ortsbegehung mit den Ideengebern beteiligt gewesen. Dann wäre das Meeting endgültig zum Ehemaligen-Treffen geworden, denn auch Heinze ist Absolvent des Wuppertaler Fachbereichs Bauingenieurwesen und war Kommilitone des heutigen Dekans des Fachbereichs, Prof. Hoeborn.
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Dekan Prof. Dr.-Ing. Dr.h.c. Dietrich Hoeborn hatte zum Meeting die Diplomarbeit von Bernd Wagenbach aus dem Archiv des Fachbereichs Bauingenieurwesen zum Tunneleingang mitgebracht (v.l.n.r.): Rektor Prof. Dr. Volker Ronge, Dipl.-Ing. Bernd Wagenbach, Helmut Schmitz, Technischer Angestellter im Fachbereich Bauingenieurwesen und langjähriger Mitarbeiter von Prof. Dipl.-Ing. Hermann Schütz, Dipl.-Ing. Wilfried Caspari, Prokurist der Schüßler-Plan, Düsseldorf, und Dekan Prof. Hoeborn.
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Für Prof. Schütz erfüllt sich mit der Fertigstellung der L 418 und dem Tunnel durch den Staatsforst Burgholz ein Lebenswerk, das ihn mehr als 30 Jahre lang beschäftigt hat. Wagenbach zeigt sich beeindruckt von der Realisierung seiner damaligen, mit einem Preis der Uni-Freunde-Gesellschaft bedachten Diplom-Arbeit, wenn auch eine andere Trassenführung gewählt wurde: Um ein erneutes Planfeststellungsverfahren zu vermeiden, wurde der Burgholz-Tunnel unterhalb der seinerzeit in offener Bauweise geplanten Trasse in bergmännischer Bauweise angelegt. Die südliche Röhre des Tunnels hat eine Länge von rund 1865 Metern, die nördliche rund 1787 Meter. Mit "gebirgsschonendem" Sprengverfahren hatten sich die Tunnelbauer von beiden Seiten gleichzeitig durch den Berg gearbeitet, zur Verkürzung der Bauzeit im 24-Stunden-Betrieb, Durchstich der Südröhre war am 23. September 2003. Zweieinhalb Jahre später steht die Freigabe für den Verkehr unmittelbar bevor. Die rettende Idee aus der Bergischen Universität ist Wirklichkeit geworden.
Michael Kroemer
www.strassen.nrw.de/projekte/l418-t-burgholz/index.html www.tunnel-burgholz.de
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Erschienen am: 28.03.2006
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