"Library is paradise":
Die Bergische Universität verabschiedete nach fast 34 Jahren ihren langjährigen Bibliotheksdirektor Dr. Dieter Stäglich
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"Library is paradise": Dr. Dieter Stäglich wird nach 34 Jahren als Direktor der Universitätsbibliothek von Rektor Prof. Dr. Volker Ronge im Kreis von 250 Gästen verabschiedet. |
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Der Direktor der Universitätsbibliothek der Bergischen Universität Wuppertal, Dr. Dieter Stäglich, geht in den Ruhestand. Er war Chef der Bibliothek seit September 1972, kam also vier Wochen nach Gründung der Gesamthochschule Wuppertal, wie die Uni anfangs hieß, von Mannheim ins Bergische. Aus Mannheim kam auch Gründungsrektor Prof. Dr. Dr.h.c. Rainer Gruenter, aber berufen wurde Stäglich vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung schon im Frühsommer.
Mit seinen fast 34 Jahren Amtszeit dürfte Dr. Dieter Stäglich in Deutschlands Bibliothekslandschaft einsamer Rekordhalter sein. Seine Verabschiedung am 15. Februar, eine Woche nach seinem 65. Geburtstag, war außergewöhnlich herzlich und von allseits größter Anerkennung bestimmt, bei Kollegen, bei Professoren, bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus allen Bereichen der Bergischen Uni, bei seinen eigenen Leuten vor allen, den über 80 aus der Universitätsbibliothek. Die sangen ihm ein Ständchen, selbst gedichtet und trotzdem ganz unpeinlich, schenkten dem Slawisten eine Tschechow-Ausgabe zum Abschied und wussten alle wie das gesamte Auditorium: So einen gibt es nicht noch einmal.
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So einen gibt es nicht noch einmal: Mitarbeiter der Bibliothek bringen ihrem langjährigen Chef ein Ständchen. |
Als Gründungsdirektor konnte Dieter Stäglich 1972 bei Null anfangen. Das war eine unglaubliche Chance für den damals erst 31jährigen, in Leipzig geborenen Wahl-Bonner, der auch in Bonn studiert und promoviert hatte. Launig zitierte Rektor Prof. Dr. Volker Ronge beim Abschiedsnachmittag aus damaligen Beurteilungen. Da hatte 1967 in einem Arbeitszeugnis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gestanden: "Wegen seiner zurückhaltenden und stets freundlichen Art war Herr Dr. Stäglich allgemein beliebt." 'Gesamthochschule', dieser Uni-Typ war ebenso neu wie die neue Bibliotheksstruktur, die als Zentrale Einrichtung ohne Institutsbibliotheken auskommen sollte. Dagegen gab es viele Widerstände, vor allem bei neu berufenen Professoren, die das nicht kannten und auch nicht wollten. Heute hat sich die Zentralbibliothek längst bewährt und dauerhaft bewiesen, dass die gute alte, kuschelige Institutsbibliothek nicht das einzig Wahre sein muss.
Es galt ja nicht nur, eine neue Bibliothek in einer und für eine neue Hochschule aufzubauen. Es galt auch, diesen neuen Hochschultyp gesellschaftsfähig zu machen. Dr. Stäglich machte sich auch dafür stark. Seine Art der Kontaktpflege, heute würde man von Netzwerkpflege sprechen, machte ihn im Laufe der vielen Jahre zu einer einflussreichen Persönlichkeit, weit über formale Kompetenzen hinaus. Zentrale Fragen und Probleme der Uni liefen an Dr. Stäglich nicht vorbei. Seine Stimme war gefragt, sein Wort hatte Gewicht. Niemand war länger als er stimmberechtigtes Mitglied des akademischen Senats und in dessen Finanzkommission, wo er – formal – als Vertreter der "wissenschaftlichen Mitarbeiter" saß, also eine Stufe "unter" der Gruppe der Professoren. Aber Stäglich war stets auf Augenhöhe, oft Vermittler zwischen Fächern, Fachgruppen – und Menschen.
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Dr. Stäglich mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsbibliotheken NRW, Albert Bilo, Direktor der Universitäts-bibliothek Duisburg-Essen. |
Das kennzeichnet nämlich die Persönlichkeit von Dr. Dieter Stäglich als jemand, dessen Lauterkeit und Menschlichkeit, Verlässlichkeit und Berechenbarkeit weit über die Universität hinaus geschätzt werden. Stäglich engagierte sich in beruflichen Verbänden und wissenschaftlichen Organisationen, im Deutschen Bibliotheksverband, im DFG-Bibliotheksausschuss, in der Arbeitsgemeinschaft der Universitätsbibliotheken NRW, auch als ihr Vorsitzender, also in tausend Gremien, hatte überall ein gewichtiges Wort, auch mit seinen Spielbeinen.
A propos, das Doppelleben des Leitenden Bibliotheksdirektors darf hier natürlich nicht fehlen. Das führte er als Sportfunktionär über 40 Jahre lang (Heimatverein FV Alemannia Bonn, Lieblingsclub FC Bayern Hof). Höhepunkt waren zweifellos seine sieben Jahre als Bundesligaschiedsrichter, wo er die zurückhaltende, vorsichtige Pfeife pflegte: Auf dem Platz wie im Dienst, in Beruf und Ehrenamt, ist Dieter Stäglich schlagender Beleg dafür, dass zurückhaltendes Auftreten keinen Widerspruch zur persönlichen Effizienz darstellen muss; Stäglich verkörpert den Gegenbeweis zu dem weit verbreiteten Irrtum von der angeblichen Effizienz der Poltergeister in Politik und Gesellschaft.
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Dr. Stäglich mit Kanzler Hans-Joachim von Buchka. |
All das wäre nicht komplett, würde man Stäglichs Humor nicht erwähnen, einen hintergründig-tiefsinnigen Humor, der sich nicht jedem seiner Gesprächspartner auf Anhieb erschließt. Hat man diese Wellenlänge aber einmal erkannt, schimmert plötzlich eine kabarettistische Ader bis hin zu einem geradezu komödiantischen Talent durch. So nahm er sich bei seiner Verabschiedung folgerichtig noch einmal selbst auf den Arm, war an diesem für die Bergische Universität einschneidenden Datum ganz der Alte und verschmerzte cool auch den dreimaligen Ausfall der Mikrofonanlage.
Jetzt geht Dr. Dieter Stäglich in den Ruhestand, keine passende Vokabel für seinen künftigen Aggregatszustand, denn er hat viel vor, vor allem im Sport. Im Westdeutschen Fußball- und Leichtathletik-Verband (WFLV) wartet man nur auf den langjährig vertrauten Kollegen, der jetzt endlich mehr Zeit hat.
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Sympathischer Nachfolger: Leitender Bibliotheksdirektor Uwe Stadler. |
Seinem sympathischen Nachfolger und bisherigen Stellvertreter Uwe Stadler ist viel Glück zu wünschen (wir kommen auf den neuen Bibliotheksdirektor zurück!).
Schade, dass Sie gehen, Herr Stäglich. Wir werden Sie alle verdammt vermissen.
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