Uni zeigt Stücke des berühmten Designers Jupp Ernst
Künstler, Pädagoge, Direktor der Werkkunstschule: Ausstellung zum 100. Geburtstag
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Jupp Ernst (1905 - 1987) |
Aus Anlass des 100. Geburtstagsjubiläums des berühmten Designers Jupp Ernst zeigt die Bergische Universität vom 21. Dezember 2005 bis 14. April 2006 in der Uni-Galerie im Kolkmannhaus eine Ausstellung mit Werken aus seinem Nachlass. Die Witwe des Künstlers, Designers und ehemaligen Direktors der Werkkunstschule Wuppertal, Prof. Jupp Ernst, Anna Renate Biermann-Ernst, hatte den designerischen Nachlass ihres Mannes der Designsammlung der Universität Wuppertal übergeben. Mit Signets für Melitta-Kaffefilter und Resopal und später mit Entwürfen für Porzellan und Sitzmöbel machte Jupp Ernst von sich reden. Die bis heute produzierte Afri-Cola-Flasche ist typisch für seinen Designstil, der Zeichen setzte.
Jupp Ernst (1905 - 1987) war einer der renommiertesten Designer im Nachkriegsdeutschland. 1948 wurde er Direktor der Meisterschule für das gestaltende Handwerk in Wuppertal, eine der Vorgängereinrichtungen des späteren Fachbereichs Design der Bergischen Universität. Ernst machte die Schule zu einer Ausbildungsstätte für Industrial Design, die visuelle Kommunikation mit einbezog. Berühmt wurde Ernst durch sein Engagement für das Wiederaufleben der Moderne. 1954 wurde er Direktor der Staatlichen Werkkunstschule Kassel. 1957 gründete er die Zeitschrift form (mit Willem Sandberg und Wilhelm Wagenfeld), rief das Institut für Industrieform ins Leben und richtete 1964 für die documenta II die Sonderschau Industrial Design aus. Jupp Ernst erhielt zahlreiche Preise und wurde 1973 vom Land Hessen zum Professor ernannt.
Prof. Ernst gehört zu den Pionieren der "Industrieform". In den 50er und 60er Jahren war er ein typischer Vertreter der "guten Form". Der Universalgestalter war in allen Design-Sparten zu Hause als Werbegrafiker, Architekt, Fotograf und Industriedesigner, arbeitete als Designjournalist, war führender Kopf des Deutschen Werkbundes und des Rates für Formgebung, aber auch Bildender Künstler, Maler und Plastiker.
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Die berühmte Afri-Cola-Flasche, Entwurf von 1962. |
Zu den Objekten, die in der Wuppertaler Designsammlung archiviert sind und von denen viele in der Ausstellung zu sehen sein werden, gehören Möbel, Elektrogeräte, Porzellan, Plakate, Buchgrafik, Glas. Zu seinen bekanntesten Produkten zählen Porzellan von Melitta und Rosenthal und die berühmte Afri-Cola-Flasche. Während der schriftliche und grafische Nachlass an das Germanische Nationalmuseum nach Nürnberg gegeben wurde, erhielt Wuppertal von Anna Renate Biermann-Ernst das gesamte Produktdesign, grafische Entwürfe und Ausführungen, Fotos und Schülerarbeiten, insgesamt etwa 550 Objekte. Hinzu kommen etwa 100 Beispiele an Literatur von und über Jupp Ernst sowie die Korrespondenz.
Als Direktor der Werkkunstschule Wuppertal, Vorläufereinrichtung des heutigen Fachbereichs Architektur, Design, Kunst der Bergischen Universität, veranlasste Jupp Ernst ab Ende der 40er Jahre eine Modernisierung der bis handwerklich-kunstgewerblichen Orientierung. Gemeinsam mit Prof. Georg Leowald gründete er ein Institut für Industriedesign in Wuppertal. Für Gestaltung und Grafikdesign galt seither das Prinzip der "Guten Form". Grundlegend für Ernsts Wirken war, auch als er später die Staatliche Werkkunstschule Kassel zu einer Hochschule für Gestaltung umbaute, der Dialog mit der Industrie.
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Ernst tauschte veraltete Werbestrategien gegen ganzheitliche Konzepte aus – heute heißt das Corporate Design. Ernst ging es darum, schöpferische Fähigkeiten zu wecken und klare, zweckmäßige Formen zu schaffen und auf Kitsch zu verzichten. Prof. Ernst trug maßgeblich zur Neugründung des Deutschen Werkbundes nach dem Krieg bei, war Mitherausgeber der Werkbundzeitschrift werk und zeit, Mitinitiator des Rates für Formgebung und Organisator der Sonderabteilung Design bei der documenta III.
Ein Jahr nach dem Antritt von Jupp Ernst als Direktor der Werkkunstschule kam der damals 22jährige Werner Schriefers auf Empfehlung des Wuppertaler Architekten Heinz Rasch nach Wuppertal. Durch Jupp Ernst wurde Schriefers Interesse am Industrie-Design geweckt. Seit den späten fünfziger Jahren baute er eine Sammlung von Industriedesign auf, die später in die Stiftung Design-Sammlung Schriefers der Bergischen Uni einfloss. Schriefers, der an zahlreichen Ausstellungen beteiligt war und viele Auszeichnungen erlangte, wurde nach seinem Weggang von Wuppertal Direktor der Kölner Werkschulen. Der Kölner Architekt Dr.-Ing. Thomas Schriefers, Sohn von Prof. Werner Schriefers (1926-2003), hat als seinerzeitiger Chefredakteur der Werkbundzeitschrift "werkundzeit" 2000 ein Buch über Jupp Ernst herausgegeben: "70 Jahre Designgeschichte, Werk und Lehre" (werkundzeit Verlag Hagen, Vorwort von Wolfgang Thierse, Illustration von Renate Biermann-Ernst, Mitherausgeber und Grafik Ekkehard Ernst).
Die Eröffnung der Ausstellung im Kolkmannhaus findet kommenden Dienstag, 20. Dezember 2005, um 18 Uhr statt (Besuch nach Vereinbarung unter 0202/439-4703 ab Montag, 9. Januar montags, dienstags und mittwochs, Galerie im Kolkmannhaus, Wuppertal-Elberfeld, Hofaue 51-55, bis 14. April 2006). Es erscheint eine Katalogbroschüre.
Die Ausstellung ist eine Aktion im Rahmen von "Wuppertal trifft Wissenschaft".
www.wuppertal-trifft-wissenschaft.de www2.uni-wuppertal.de/FB5/kud/
Erschienen am: 26.12.2005
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