Powerblock, Sonnenschiff und Energie-Trichter
15.000 Euro Preisgelder vergeben: Beim Wuppertaler Energie- und Umweltpreis 2005 war Energieeffizienz Trumpf Wuppertal.
Gut gebrüllt, Löwe:
Den ersten Platz beim Wuppertal Energie- und Umweltpreis 2005 von Energieagentur NRW und Wuppertal Institut machte der "Lion Powerblock" der Firma OTAG, entwickelt vom Unternehmer Franz Josef Schulte aus Olsberg in Nordrhein-Westfalen. Allerdings teilt sich der Sauerländer "Lion", ein effizienter Heizkessel mit integriertem Dampfmotor als Generator zur Stromerzeugung, den ersten Platz mit dem Freiburger "Sonnenschiff" teilen. Das innovative Verwaltungsgebäude in Form eines Schiffs mit stromproduzierender Fassade schirmt eine Solarsiedlung in Freiburg von einer viel befahrenen Straße ab. Entworfen wurde es von dem weltberühmten Solararchitekten Rolf Disch aus Freiburg. Jeder Gewinner bekam einen Scheck über 6.000 Euro, der ihnen von Dr. Michael Stückradt, Staatssekretär im Ministerium für Innovation, Wissenschaft, Forschung und Technologie des Landes NRW, überreicht wurde.
Der dritte Preis, dotiert mit 3.000 Euro, ging an Frank Meyer zur Heide von der De Tec GmbH aus Detmold (NRW), der einen Energie-Trichter zur Wärmerückgewinnung aus Abwasser entwickelt hat. Darüber hinaus sprach die Jury insgesamt fünf Belobigungen aus. Die feierliche Preisverleihung fand vor über 160 Gästen in der Historischen Stadthalle Wuppertal am Abend des 24.11.2005 statt. Der vierte Energie- und Umweltpreis wurde erstmals gemeinsam vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie GmbH und der Energieagentur NRW vergeben. Staatssekretär Dr. Stückradt lobte die Ausrichtung des Wettbewerbs - hier gehe es um Innovationen mit realistischen Marktchancen: "Ich möchte das Augenmerk darauf lenken, dass es hier nicht nur um gute Ideen geht, sondern auch um deren Umsetzung", sagte Stückradt mit Blick auf den Innovationsbeirat, der Preisträgern und Belobigten beratend bei Produktentwicklung und Marktpositionierung zu Seite stand.
"Am Anfang eines solchen Prozesses steht ein neuer Gedanke oder eine Erfindung. Damit daraus dann eine Innovation werden kann, muss die Erfindung realisiert werden und sich vor allem am Markt etablieren. Innovationen basieren somit ebenso auf visionärer Energie wie auf fachlich versierter Arbeit.", so der Staatssekretär. Wuppertals Oberbürgermeister Peter Jung, Schirmherr des Wettbewerbs, hob in seinem Grußwort die Bedeutung des Preises für die Stadt hervor: "Die regelmäßige Durchführung des Wuppertaler Energie- und Umweltpreises stärkt den Ruf Wuppertals als Standort für Forschung, Lehre, Beratung und Anwendung innovativer Umweltkonzepte" Sie sei ein Bespiel für die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt, Unternehmen und Wissenschaft. Mittlerweile sei der Preis zu einem "Markenzeichen" der Stadt Wuppertal und des Landes NRW geworden.
Die Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Peter Hennicke, Präsident des Wuppertal Instituts, hatte die Preisträger und Belobigten unter den 108 eingereichten Beiträgen ausgewählt. "Das Wuppertal Institut berät weltweit Regierungen und Unternehmen zu Fragen der Nachhaltigkeit. Es freut uns zu sehen, dass in Deutschland und in NRW, das Innovationspotential sehr hoch ist und international keinen Vergleich zu scheuen braucht", hob Hennicke hervor. "Dieser Wettbewerb hat gezeigt: Energieeffizienz ist Trumpf. Und: Der Mittelstand zeigt sich vital und kreativ, er beweist hier einmal mehr seinen Ruf als Innovationsmotor", bilanzierte Prof. Dr. Norbert Hüttenhölscher.
Die Vielseitigkeit und das hohe Niveau der eingereichten Beiträge zeige dies. "Wir sind sicher, dass die ausgezeichneten Innovationen bald in den Massenmarkt eindringen werden", so der Geschäftsführer der Energieagentur NRW.
Die Preisträger 2005:
1. Preis: Franz Josef Schulte (56) und sein Ingenieur-Team aus Olsberg: Entwicklung eines Heizkessel integrierten Dampfmotors mit Lineargenerator zur Stromerzeugung. Der "lion Powerblock" steht für eine neue Generation Anlagen, die zwischen KWK-Anlagen und Brennstoffzellen angesiedelt werden können. Der lion Powerblock ist eine serienreife Heizung für das Einfamilienhaus, die mit der Wärme zugleich auch Strom erzeugt. Neu und innovativ ist das technische Konzept eines sog. dampfbetriebenen Doppelfreikolbens. Dadurch können letztlich auch Wartungsintervalle verlängert werden, es entstehen geringere Wartungskosten und der Betrieb des Aggregats ist generell leiser. Für den Nutzer ergeben sich durch die gekoppelte Produktion von Strom und Wärme Kostenvorteile. Die Jury sieht gutes Potenzial diese Technik gerade im Gebäudebereich einzusetzen und zum Erfolg zu führen. Der "lion Powerblock" zeichnet sich insbesondere durch die vielseitigen Möglichkeiten beim Brennstoffeinsatz aus. Das Produkt könnte ein breites Marktsegment erschließen; einhergehend wäre die Schaffung von Arbeitsplätzen zur Produktion des Powerblocks.
1. Preis: Rolf Disch (61), Solararchitekt aus Freiburg: Konzeption der Energiefassade "Sonnenschiff" in Freiburg. Das Sonnenschiff wurde von der Jury ausgewählt, da es eines der ersten Gewerbegebäude (Dienstleistungszentrum) ist, dass konsequent in Passivbauweise errichtet wurde. Damit konnte erreicht werden, dass der Heizwärmebedarf des Sonnenschiffs bei etwa 11kWh/m² a liegt. Konventionell errichtete Gebäude liegen bei etwa 60 kWh/m² a. Die Energieersparnis bei einer Nutzfläche von 4800m² liegt bei etwa 235.000 kWh/a. Damit zeichnet sich das Solarschiff durch einen geringen Energieverbrauch, durch die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen, die Nutzung regenerativer Energiequellen und der Vermeidung von großen (Bau-)Stoffströmen aus. Gleichzeitig wird mit dem Bautyp eine kostengünstige Bauweise und für die Nutzer eine angenehme, kommunikative sowie produktive Büroatmosphäre geschaffen. Mit der Verleihung erhofft sich die Jury auch eine weitere Verbreitung dieser Idee.
3. Preis: Frank Meyer zur Heide (34) aus Detmold: Energie-Trichter zur Wärmerückgewinnung aus verschmutztem Abwasser. Der AquaTrichter ist eine Technologie, die aus Abwasser Energie gewinnt. Diese Technologie nutzt als so genannter Wärmetauscher und Speicher die in Abwässern gespeicherte Wärmeenergie. Der AquaTrichter besticht durch das Verhältnis der eingesetzten Energie gegenüber der gewonnenen Energie. Dieses Verhältnis liegt bei 1 zu 5. Das bedeutet: man setzt eine Kilowattstunde Strom ein, um fünf Kilowattstunden Strom zu gewinnen. Damit spart man deutlich Energie und trägt zu einer Entlastung der Umwelt bei.
Die Jury sieht für diese Technologie ein breites Einsatzfeld. Der einfache Aufbau des "Aqua-Re-Energietrichter" ist unempfindlich gegenüber Verunreinigung, was bei verschmutzten Abwässern von besonderer Bedeutung ist.
Belobigungen:
Dr. Michael Haug (42) aus Aachen: Online-Überwachungssystem zur permanenten Kesselüberwachung im Kraftwerksbetrieb. Braun- und Steinkohlekraftwerke bilden heute die Grundlage der Stromversorgung. Das vorgestellte Überwachungssystem ermöglicht es, den Verbrennungsprozess permanent zu kontrollieren und somit optimal zu steuern. Der sehr effiziente Betrieb von Kraftwerken führt zu einer besseren Ausnutzung der Ressourcen, einer Senkung des Primärenergieeinsatzes und somit zu einer Minderung des CO2-Ausstoßes. Durch diese High-Tech-Überwachung werden Arbeitsplätze für hochqualifizierte Informatiker, Ingenieure und Techniker geschaffen.
Dorothea Hess (56), Dipl.-Designerin aus Bad Homburg vor der Höhe: Bogenoffsetdruck mit konsequent ökologischen Naturfarben "earth-colors". Dorothea Hess hat mit der Entwicklung und Anwendung von konsequent ökologischen Naturfarben im Offsetdruck ein Verfahren entwickelt, dass marktübliche Qualitätsstandards erfüllt. Dabei werden viele gegenwärtig eingesetzte Rohstoffe und Vorprodukte der Petro- und Chlorchemie umweltfreundlich substituiert. Die Umweltwirkung ist daher als positiv einzustufen, was vom Umweltbundesamt bestätigt worden ist.
Seyed Taghi Mohseni (46), Dipl.-Bauing. aus Essen: Wärmedämmverbundsystem - Fassadenelemente mit weizenstrohbewehrtem Putz. Gesamtziel des Projektes: Die Herstellung einer schnell applizierbaren und energiegerechten, innovativen Fassadendämm- und Sanierungstechnik auf der Basis werkseitig komplett vorgefertigter hochwärmegedämmter Fassadenelemente. Herkömmliche Wärmedämmverputzsysteme (WGVS) neigen zur Rissbildung. Daher wird eine neue Weizenstrohfaser-Bewährung verwendet, sie löst sich nicht in alkalischen Medien auf. Im Gebäudebestand besteht eines der größten Energieeinsparpotentiale und das vorgestellte WGVS-System bietet den Vorteil einer dauerhaften Rissfestigkeit der Fassade und einer erheblichen Kostenminimierung. Preiswerte, aber dennoch qualitativ hochwertige Verfahren sind wichtig, um den Sanierungsmarkt weiter zu aktivieren. Gerade hiervon können in Zukunft bedeutende arbeitsmarktpolitische Impulse für die Bauwirtschaft ausgehen.
Amandine Tupin (28), Dipl.-Ing. und ihr Team aus Lörrach: Solar Power Village - dezentrale Energie- und Wasserversorgung einer dörflichen Gemeinschaft im Süden. Das "Solar Power Village" stellt ein integriertes Gesamtkonzept für den Einsatz der Solarenergie in Entwicklungsländern dar. Solarkollektoranlagen mit Pflanzenöl als Wärmeträger- und Speicher; thermische Nutzung an Kochstellen, elektrische Stromerzeugung durch Stirling-Motor zeichnen das Konzept aus. "Solar Power Village" ist ein Konzept, dass den Einsatz der Solartechnik in vielen Lebensbereichen von Menschen in Ländern der dritten Welt umfasst. Dieses Konzept reicht von der Bereitstellung von Wärme und elektrischen Strom bis hin zur Nahrungsmittelproduktion. Dörfer der südlichen Hemisphäre erreichen mit diesem Konzept eine große Unabhängigkeit im Energiebereich und damit eine deutliche Verbesserung der Lebensverhältnisse. Hiervon profitieren auch Deutschland oder Europa.
Michael Vannahme (53), Dipl.-Ing. aus Dortmund: Preisgünstiger Passivhaus-Prototyp für 17.000 Euro. Michael Vannahme erbringt mit seiner innovativen Bauweise den Nachweis, dass Optimierungen beim baulichen Wärmeschutz nicht zwangsläufig mit höheren Kosten verbunden sein müssen. Sein Konzept belegt sogar dasGegenteil: Deutlich verbesserter Wärmeschutz (in Passivhausqualität) in Kombination mit der Anwendung moderner Bauphysik sowie die Verwendung einer modularen Bauweise kann sogar billiger sein als der konventionelle Hausbau.
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Erschienen am: 04.12.2005
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