Folie statt Beton
An der Staumauer der Oberen Herbringhauser Talsperre sorgt nach der Sanierung eine Geomembran für Dichtigkeit.
Nur 2,5 Millimeter dünn ist die Kunststoffhaut, die die 215 Meter lange Staumauer der WSW-Talsperre im Wuppertaler Osten wasserseitig abdichtet. Hätte man statt des flexiblen Materials Beton zur Abdichtung gewählt, wäre eine Verschalung von bis zu einem halben Meter Dicke notwendig gewesen. Die WSW investierten für die Sanierung insgesamt 13,65 Millionen Euro, davon kamen 1,8 Millionen Euro vom Land NRW.
"Die Obere Herbringhauser Talsperre ist die erste Trinkwassertalsperre in Deutschland, die mit diesem Verfahren saniert wurde", so der WSW-Aufsichtsratsvorsitzende Oberbürgermeister Peter Jung. Bei den Genehmigungsbehörden musste daher zunächst Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ein positiver Genehmigungsbescheid der Bezirksregierung Düsseldorf gab im Herbst 1998 den Startschuss für die genaueren Planungsarbeiten.
Im Februar 2000 begann - noch bei gefüllter Talsperre - die Sanierung. Auch hier zeigten die WSW Mut zu neuen Wegen. Anstatt einen außen liegenden Kontrollgang auf die Wasserseite der Mauer zu bauen, hat der Talsperrenbetreiber einen Tunnel durch die 100-jährige Staumauer bergmännisch herausgebrochen. In dem Gang befinden sich die Messgeräte, mit deren Hilfe die WSW die Dichtigkeit und Standsicherheit der sanierten Sperrmauer laufend überwachen. Die Geräte sind so empfindlich, dass beispielsweise an der ebenfalls von den WSW betriebenen Kerspe-Talsperre das Tsunami-Erdbeben vom 26. Dezember 2004 für deutliche Ausschläge auf den Messskalen sorgte.
Zur Sanierung der Staumauer an der Oberen Herbringhauser Talsperre gehörte außerdem die Anpassung und Vergrößerung des Überlaufs. Dadurch wird die Standfestigkeit auch bei stärksten Regenfällen gesichert.
Während nach der vollständigen Anbringung der Geomembran die Sanierung der Wasserseite nun komplett abgeschlossen ist und mit dem Wiedereinstau begonnen wurde, wird auf der Mauerkrone weitergearbeitet. So sind beispielsweise die Montage des Schutzgitters für den Wanderweg über die Staumauer noch nicht fertig. Die Staumauer soll spätestens Anfang August wieder frei gegeben werden.
Der Einbau einer Wasserturbine zur Energiegewinnung im Grundablass der Talsperre ist in einem weiteren innovativen Projekt geplant.
Bis die Talsperre mit einem Gesamtinhalt von 2,86 Millionen Kubikmetern - das entspricht etwa dem Volumen von 2.900 Schwimmbecken - wieder vollständig gefüllt ist, wird es noch einige Monate dauern. Vorerst wird sogar noch Wasser aus der Kerspe-Talsperre nach Herbringhausen gepumpt, da der Herbringhauser Bach momentan aufgrund des trockenen Wetters nur wenig Wasser führt. Weitere etwa sechs Monate müssen dann noch vergehen, bis das gesammelte Rohwasser wieder im Wasserwerk zu Trinkwasser aufbereitet werden kann. "Diese Zeit ist notwendig, damit sich der Talsperren-See biologisch stabilisieren kann und wieder die gewohnt gute Rohwasserqualität für das Wasserwerk liefert", erklärt Peter Braches, Abteilungsleiter der Rohwassergewinnung bei den Stadtwerken.
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Erschienen am: 22.07.2005
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